Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

1854 
22. 8. 
1854 
28. B. 
— 210 — 
Seemächte empfehlen (kann), verstehe ich mit meinen schwachen 
Verstandeskräften nicht. 
23/8. Gerlach läßt Ihnen Folgendes sagen, mit der 
Bitte es durchzudenken und ev. die Reifwerdung vorzu- 
bereiten. 
Schon seit längerer Zeit hat der König sich mit dem Ge- 
danken herumgetragen, den Art. 2 des Vertrags vom 20. April 
durch einen article unique statt des nun selig entschlafenen, wenn 
auch nicht durch einen gleich uniguen zu ergänzen). Gestern 
entwickelte er uns beiden von Neuem diesen Gedanken, der 
neue article unique soll durch Preußen, Oestreich und einen in 
Frankfurt zu wählenden Bevollmächtigten der übrigen Bundes- 
Staaten (Minister eines der Königreiche) zu Stande gebracht 
werden. Anfänglich bezeichnete der König als Gegenstand Schutz 
des östreichischen Territoriums gegen einen russischen Einbruch. 
Als jedoch Gerlach und ich bemerkten, daß dies nicht Ergänzung 
der durch Wegfall des article unique entstandenen Lücke seyn 
würde und überdem der Fall durch den Hauptvertrag schon 
vollständig vorgesehen sey, stand er ab. Wir hoben darauf 
hervor, wie wichtig es seyn würde, wenn ein neuer article 
unique nach beiden Seiten gewandt wäre, und bezeichneten 
als Beispiel der möglichen Gegenstände: 1) Garantie der un- 
gestörten Besetzung der Donau-Fürstenthümer durch Oestreich 
bis zum Abschluß des Friedens; 2) Verabredung der bundes- 
mäßigen Verhinderung jedweder Occupation eines Theils 
des Bundesgebiets (Französische Winterquartiere in Holstein, 
Mecklenburg, Rügen), auch wenn diese Occupation mit Ge- 
nehmigung der betr. Einzel-Regierung erfolgt sey. Der König 
nahm diese Gedanken ad referendum, nachdem man beider- 
seits darüber übereingekommen war, daß eine Weigerung 
Oestreichs auf solche zweischneidige Vorschläge einzugehen, wohl 
*) Vgl. Gerlachs Denkwürdigkeiten II, 202 f.
	        
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