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1854 Ihnen, wenn auch in großer Eile, einige Worte des Abschieds
81. 10. zuzurufen. Zuvörderst meinen aufrichtigen Dank für Ihre
Theilnahme an meiner Reactivirung. Die mir zu Theil ge-
wordene Bestimmung, unangenehm, wie der Art an und für
sich ist, muß mir unter den obwaltenden Umständen die er-
wünschteste sein. Möglichst schnell Berlin im Rücken, möglichst
weit davon weg, möglichst wenig in der Lage, für Preußen
handelnd aufzutreten, das ist es, was sich leider Gottes heut
zu Tage Jeder wünschen muß, der Preußen nicht gern unter-
gehen, auch nicht langsam immer tiefer in den Schmutz sinken
sehen möchte, am allerwenigsten in die Versuchung geführt sein
will, selber dabei mitzuhelfen. Mit welchen Gefühlen ich scheide,
ist schwer auszusprechen. Es ist traurig, die halbe Mediatisirung,
welcher sich gegenwärtig Preußen zu unterwerfen im Begriff
steht, noch als den relativ günstigeren Weg, als die einzig mög-
liche Rettung vor dem Tode betrachten zu müssen. Aber ver-
zweifeln möchte man, wenn man sieht, daß man nicht mehr blos
die Leitung der Angelegenheiten zu bedauern hat — das wäre ein
vorübergehendes Unglück —, sondern daß das Gift unpreußischer
Gesinnung immer weiter frißt, daß es sich bereits der früher
edelsten Elemente des Landes bemächtigt hat, daß der Kern des
preußischen Adels anfängt, am Schmutze Wohlgefallen zu finden
und mit den lebhaftesten Sympathien dahin zu blicken, wo der
bloße Begriff „Gentleman“ etwas völlig Unbekanntes ist. Fehler,
Unwissenheit kann man verzeihen; aber das Vergessen aller
Preußischen Traditionen, das Verhöhnen jedes berechtigten
Preußischen Ehrgeizes, die servile Anbetung eines fremden
Monarchen, die feige Friedensliebe des Louis Philippeschen
Epiciers, das Alles bei dem Preußischen Junker anzutreffen,
ist mir zu viel. Das Reich der Demokratie muß dadurch an-
gebahnt werden, wenn der Urwähler honettere Gesinnungen
zeigt als das Blatt der would be Aristokratie, wenn innerhalb
der letzteren alle Begriffe von militärischer Ehre, Patriotismus,