Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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Treue allmälig — Dank den Predigten halb verrückter Par- 
venüs — auf den Kopf gestellt werden. 
Warum ich Ihnen das Alles schreibe? Weil ich kaum an 
etwas Andres denke und weil ich glaube, daß dergleichen Be- 
trachtungen jetzt bei Ihnen gerade einen fruchtbaren Boden 
finden müssen. Sie haben seit 4 Jahren, besonders aber 
in der letzten Zeit reiche Erfahrungen gemacht und Ihr prak- 
tischer Sinn muß Sie, seitdem Sie an den Geschäften sind, auf 
die Unmöglichkeit gewisser sophistisch-doctrinärer Theorien auf- 
merksam gemacht haben. Die Resultate liegen außerdem klar 
genug vor Augen. Wohin sind wir angelangt? 
Sie sind mehr wie jeder Andere in der Lage, dieses selbst- 
mörderische System vernichten zu helfen, wie auch seine Ver- 
derblichkeit zu erkennen. Um Ihre Kraft wäre es ferner mehr 
schade, wie um jede andere, wenn sie mit denen zusammen- 
geworfen würde, welche seit 5 Jahren systematisch auf die Zu- 
rückverwandelung der Großmacht Preußen in den Kurstaat 
Brandenburg hinarbeiten und jetzt fast hoffen dürfen, ihrem 
Ziele nahe zu sein. Alles, worum ich Sie bitte, ist daher, daß 
Sie auch den Schein der Solidarität mit diesen Menschen 
meiden und, sobald die Gelegenheit es zuläßt, sich gegen sie 
wenden. Ich glaube, Ihre Freundlichkeit gegen mich nicht 
besser erwiedern zu können, als indem ich Ihnen dies so offen 
als dringlich ans Herz lege. 
Mein Brief ist wohl sehr unzusammenhängend geworden; 
ich bin in größter Eile. Möchten wir uns in besseren Zeiten 
auf demselben Boden zusammenfinden! 
Ganz der Ihrige 
Goltz. 
1854 
31. 10.
	        
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