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1854 die Möglichkeit gewährt, seine Friedensbestrebungen noch an
60. 11, den Mann zu bringen, die für uns momentan ungünstige
Situation aber wenigstens zeitweise von uns geschoben und
interim aliquic fit, vielleicht der Friede, vielleicht etwas Anderes.
Was die Oesterreichische Apotheker-Rechnung betrifft, die uns
nach Euer Hochwohlgeboren letztem Schreiben?) (welches mir
soeben zugeht, und für welches ich verbindlich danke) droht, so
kann ich mir kaum denken, daß man diese Unverschämtheit haben
sollte, indeß räume ich ein, daß das Feld des Möglichen in
dieser Beziehung ein sehr weites ist. Das beste Gegenmittel
scheint mir zu sein, daß man die Sache je eher je lieber und
zwar noch zu einer Zeit, wo man auf die Reputation etwas
zu geben Grund hat, zur Sprache bringt und Oesterreich selbst
veranlaßt, dergleichen unanständige Voraussetzungen abzulehnen.
Rußland hat nun, wie mir Baron v. Werther?“) meldet, in
der That den Fürsten Gortschakoff zur einfachen Annahme der
4 Punkte nach der ursprünglichen Fassung autorisirt?“). Ich
erwarte morgen darüber Oesterreichische Mittheilungen.
Unsere Kammern-Eröffnung hat heute Statt gefunden. Ich
höre, die 24e Kammer soll ziemlich wild gesinnt sein, auch in
der ersten wird es nicht an Opposition fehlen.
Leben Sie wohl und lassen Sie bald wieder etwas von
sich hören.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebener Diener
Berlin, den 301en Novbr. 1854. Manterffel.
Bei der Motivirung unseres Verfahrens habe ich absichtlich
ein wichtiges Moment fortgelassen, nämlich das, daß der König
*) Preußen im Bundestage II, No. 60 S. 106 ff.
**) Preußischer Gesandter in Petersburg, ogl. die Depesche Werthers
an Manteuffel in Gerlachs Denkwürdigkeiten II, 250.
orsd) S. Jasmund a. a. O. I, No. CCLXXV S. 397.