1855
5. 2.
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Das Gefährliche, worüber man sich durch die in letzter
Zeit erlangten Erfolge nicht täuschen lassen darf, bleibt immer,
daß wir in der Zeit der eigentlichen Krisis auf unsere
Bundes-Genossen nicht rechnen können, vielmehr die Desertion
zu erwarten haben. Dieser Umstand darf unsere Hand-
lungen nicht bestimmen, muß aber in dem Calcül berücksichtigt
werden.
Von den Westmächten wird jetzt wieder schärfer gedrängt.
Die Franzosen kündigen die Blokade der Ost-See-Häfen für
den Fall an, daß wir fortfahren Waffen nach Rußland aus-
laufen zu lassen.
Leben Sie wohl. Mit ausgezeichneter Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebener Diener
B. 5/2. 55. Manteuffel *).
117.
v. Savigny an Bismarck.
Theuerster Freund,
Anliegend meine neue Sendung nach Berlin zu gefälliger
Einsicht.
Marschall handelt bestimmt nur nach den ihm ertheilten
Instructionen. Die Schwenkung liegt hier und documentirt
sich sehr sichtbar. Aehnliche jämmerliche Erfahrungen werden
wir mit nächstem überall machen. Von dem Großherzog von
Darmstadt schrieben Sie mir ja neulich auch), daß er indig-
*) Bismarcks Antwort vom 11. Februar s. Preußen im Bundes-
tag II, No. 91 S. 164 ff.
*“) Der Brief ist noch nicht veröffentlicht.