— 256 —
1856 würde. Er will Ihrem Minister-Präsidenten vorstellig machen,
2. 12. daß eine Intervention des Bundes den Sturz des Ministerii,
die Abdankung des Königs, den Sieg der scandinavischen Partei
und die Gründung der scandinavischen Union zur Folge haben
werde. Diese letztere Perspective soll der Schreckschuß für Ihr
Gouvernement sein, was ein Scandinavien nicht mit gleich-
gültigen Augen ansehen könne. Zugleich will er bei Herrn
von Manteuffel die Ansicht zur Geltung bringen, daß die Be-
völkerung Holsteins für das jetzige gouvernementale System
und nur die Ritterschaft dagegen sei, um auf diese Weise
Sonderinteressen zu verfolgen; finden seine Vorstellungen Gehör,
so will er mit illusorischen Concessionen hervorrücken und da-
mit den Frieden mit Preußen erkaufen. Die Befürchtungen,
die Herr v. Scheel in Berlin rege machen will, sind völlig un-
begründet. Die scandinavische Partei in Dänemark ist nicht
im Geringsten gefährlich, da sie weder zahlreich noch mächtig
ist. Herr v. Scheel exploitirt diese Gespenstergeschichte zu seinem
eigenen Vortheile. Es ist dies ein mot lordre, welches er allen
Repräsentanten im Auslande gegeben hat. Ich weiß aus zu-
verlässiger Quelle, daß er in Petersburg, London und Paris
in diesem Sinne wirken läßt. Sorgen Sie nur dafür, mein
verehrtester Freund, daß diese unbegründeten Befürchtungen
nicht in Berlin Wurzel fassen und daß man sich dort nicht mit
unbedeutenden Concessionen abspeisen läßt, die Dänemark ge-
statten würden, die Herzogthümer wie bisher mit Füßen zu
treten. Ich baue auf Ihren deutschen Sinn für Recht. —
Von Paris wird mir soeben Folgendes über die Neuen-
burger Angelegenheit geschrieben:
Ayant eu occasion de voir hier le Comte Walewski"), je
lui ai parlé des affaires de la Suisse et de la persistance du
Conseil fédéral à réfuser la mise en liberté des prisonniers.
*) Franzöfischer Minister des Auswärtigen.