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1859 der und provocirender Natur sein könnten. Sollte der Vor-
28.2. gang nicht so ernst hier genommen werden, wie er ist, (was
ich jedoch nicht annehme) so würde ich es sehr beklagen.
In Betreff des Legationssekretairs ist nie im Ernst an
Rechenberg gedacht; nur er selbst hat wohl den Wunsch gehabt,
nach P.“) zu kommen. Ich habe Ihren Wunsch, daß die Ent-
scheidung bis zu Ihrer Ankunft vertagt werde, Herrn von Schlei-
nitz mitgetheilt und glaube annehmen zu dürfen, daß der Herr
Minister damit einverstanden ist.
Der Petersburger Posten ist im höchsten Maaße wichtig
und wird es mit jedem Tage mehr. Ich verkenne den Werth
der Frankfurter Stellung in keiner Weise; aber die allgemeine
politische Bedeutung der Petersburger ist ohne Vergleich größer
und weit bedeutender. Wir erwarten hier sehr viel von
Ihrer dortigen Thätigkeit; Sie besitzen dort Vertrauen und
können und werden dort der Krone und dem Lande die wich-
tigsten Dienste leisten. Petersburg ist nichts weniger als ein
„ehrenvolles Exil“, wie Sie hier meinten. Ich habe die Hoff-
nung, daß Sie bald ganz dieser Auffassung entsagen werden.
Ich hoffe, Sie werden mit dem Inhalte des heute ab-
gehenden Erlasses zufrieden sein.
Hoffentlich ist Ihr Befinden wieder gut. Jeden Falls
wäre es höchst wünschenswerth, daß Sie die Güte hätten, Herrn
v. Usedom noch ein Paar Tage mit den dortigen Verhältnissen
bekannt zu machen. Der Ort und die Stellung sind nicht leicht
schwieriger gewesen als gegenwärtig. Der neueste Vorgang
bestätigt es.
Nochmals die Bitte um Nachsicht für die Flüchtigkeit dieser
Zeilen.
Mit der ausgezeichnetsten Hochachtung und Ergebenheit
Berlin 28/2. 59. v. Gruner.
*) Petersburg.