Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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dürfniß haben, die Augen der Welt auf die Berathungen der 1859 
Bundesversammlung zu lenken. 12 6. 
In diesen Eventualitäten kann sich, wie Eure Excellenz 
mir bereits in einer telegraphischen Depesche andeuteten, die 
Weisheit unfrer militärischen Vorsichtsmaßregeln noch nach 
andern Richtungen hin bethätigen und unfrer Haltung Nach- 
druck geben. Dann wird das Preußische Selbstgefühl einen 
ebenso lauten, und vielleicht folgenreicheren Ton geben, als 
das bundestägliche. Das Wort „Deutsch“ für „Preußisch“ 
möchte ich gern erst dann auf unfre Fahne geschrieben sehn, 
wenn wir enger und zweckmäßiger mit unsern übrigen Lands- 
leuten verbunden wären, als bisher; es verliert von seinem 
Zauber, wenn man es schon jetzt, in Anwendung auf seinen 
bundestäglichen Nexus, abnützt. 
Ich fürchte, daß Eure Excellenz mir in diesem brieflichen 
Streifzuge in das Gebiet meiner frühern Thätigkeit ein ne 
sutor ultra crepidam im Geiste zurufen; aber ich habe auch 
nicht gemeint, einen amtlichen Vortrag zu halten, sondern nur 
das Zeugniß eines Sachverständigen wider den Bund ablegen 
wollen. Ich sehe in unserm Bundesverhältniß ein Gebrechen 
Preußens, welches wir früher oder später ferro et igni werden 
heilen müssen, wenn wir nicht bei Zeiten in günstiger Jahres- 
zeit eine Kur dagegen vornehmen. Wenn heut lediglich der 
Bund aufgehoben würde, ohne etwas andres an seine Stelle 
zu setzen, so glaube ich, daß schon auf Grund dieser negativen 
Errungenschaft sich bald bessre und natürlichere Beziehungen 
Preußens zu seinen deutschen Nachbarn ausbilden würden, als 
die bisherigen. Wenn wir zu ihnen analoge Verhältnisse 
hätten, wie Oestreich vermöge der jetzt angefochtenen Verträge 
sie zu den italiänischen Herzogthümern hatte, so läge mutatis 
mutandis schon darin ein großer Fortschritt für uns. 
v. Bismarck.
	        
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