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gemeinerung des Krieges zu erblicken. Auf meinen Wunsch,
daß in Deutschland Sammlungen für unsern hiesigen Wohl-
thätigkeitsverein veranlaßt werden möchten, entgegnete er, daß
in Baiern kein Kreuzer eingehn werde, weil alle reichen Leute
am Rande des Ruins ständen; sein Schwiegervater (Seinsheim)
habe seinen Etat von 6 Pferden auf 2 herabsetzen müssen,
und der reiche Graf Schönborn sei in der peinlichsten Lage, da
jedermann sein Vermögen in Metalliques angelegt habe. „Da-
her“ setzte er noch hinzu, „kommt auch bei uns die zornige
Stimmung gegen Napoleon.“
Fürst Gortschakow hat mir heut einen Erlaß an Budberg
über seine letzte Unterredung mit Kärolyi vorgelesen, und bittet
mich Eurer Excellenz zu schreiben, daß Budberg denselben auf
Verlangen mittheilen dürfe; er stimmt mit dem Inhalt meines
letzten Immediatberichtes.
Mit der ausgezeichnetsten Verehrung verharre ich
Eurer Excellenz
gehorsamster
v. Bismarck.
146.
Minister v. Schleinitz an Bismarck.
Berlin, d. 24. Juni 1859.
Eurer Hochwohlgeboren
empfinde ich das Bedürfniß endlich einmal meinen wärmsten
Dank auszusprechen für die vielen und interessanten Privat-
mittheilungen, die Sie im Laufe der letzten Monate an mich
haben richten wollen.
Ihr letzter umfassender Bericht über die längere Conver-
sation mit dem Kaiser hat auf den Prinzen Regenten einen