— 303 —
und meinte nur, daß irgend eine vertrauliche Anregung, eine 1859
Andeutung, daß sein Besuch gern gesehn werden würde, etwa 25. 1.
durch Loen') dem Kaiser den Anstoß geben möchte, wenn er nach
Preußen kommen sollte. Wäre der König in seinem leidenden
Zustande nicht in der Residenz anwesend, so würde es, nach
den Dispositionen des Kaisers nichts der Art bedürfen, um ihn
nach Berlin zu führen; so aber scheine Breslau der einzige ge-
eignete Ort.
Der Fürst Gortschakow wird sich schon einige Tage vor
dem Kaiser in Warschau einfinden. Wenn S. Königliche Hoheit
es vielleicht für angemessen hält, daß ich mich zur Zeit der
dortigen Ankunft des Kaisers an das dortige Hoflager begebe
und eine Einladung nach Breslau vermittle, so würde ich um
geneigten Befehl darüber bitten, damit ich meine Einrichtungen
rechtzeitig treffen kann. Meine Ueberzeugung, daß die Entreoue
überhaupt politisch von sehr günstigem Eindruck sein würde,
kann ich nur gehorsamst wiederholen.
Mein Freund Unruh'?'#) hat mich gestern hier aufgesucht; er
sagt, daß die Antwort auf die Stettiner Adresse günstig ge-
wirkt habe, und erzählte mir als Zeichen der Stimmung, daß
der sonst sehr avancirte Democraten-Häuptling Metz aus
Darmstadt in Frlankfurt) ausgerufen habe: lieber das schärfste
Preußische Militärregiment als die kleinstaatliche Misere. Er
hoffte in den Zeitungen bald eine diesseitige Antwort auf die
östreichische Note an (den) Hlerzog) von Cloburg) ) zu lesen,
*) Preußischer Militärbevollmächtigter in Petersburg.
**) Vgl. dazu die Erinnerungen von H. Victor von Unruh, herausg.
von v. Poschinger, S. 194 ff. 207 ff.
*##)Die Förderung, die Herzog Ernst von Coburg dem Gedanken
der Gründung einer großen nationalen Partei (des „Nationalvereins“")
zu Theil werden ließ, hatte den Grafen Rechberg zum Erlaß einer
Note an den Herzog von Coburg bestimmt, in der er gegen Ansichten
Verwahrung einlegte, welche im Munde eines souveränen Fürsten ganz
besonders tadelnswerth wären. Auch an die preußische Regierung hatte