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jenigen kleineren Zwischenländer, die ihre natürliche Anlehnung 1860
an Deutschland finden, und die nur allzu leicht den Muth ver- 3.8.
lieren, wenn ihnen nach dieser Seite hin der Boden unter den
Füßen weicht. Daß man auch in Petersburg unsern Intuitionen
in Beziehung auf die Teplitzer Zusammenkunft volle Gerechtig-
keit widerfahren läßt und die Gelegenheit benutzt hat, um sich
in so wohlwollender Weise für uns auch dem Wiener Cabinet
gegenüber auszusprechen, hat hier nur einen sehr guten Ein-
druck machen können, und verpflichtet uns namentlich gegen
Fürst Gortschakoff zu einer Erkenntlichkeit, der ich Sie den
entsprechenden Ausdruck zu geben bitte. Viel mehr als gute
Vorsätze, mit denen bekanntlich der Weg zur Hölle gepflastert
ist, ist bis jetzt freilich von Seiten des Oesterreichischen Cabinets
nicht bemerkbar gewesen. Die Zukunft wird lehren, wie ernst
es damit gemeint ist, und nach dem Maße dessen, was in dieser
Hinsicht wirklich geschieht, werden wir unsere Gegenleistungen
zu bemessen haben. — Nachdem Rußland seinen article ad-
ditione! zu dem syrischen Traktat hat fallen lassen, wird die
Unterzeichnung des letzteren wohl keinen Anstand mehr erleiden;
wir unsererseits würden auch den Russischen Wünschen hierin
gern gerecht geworden sein, und es scheint mir, daß die Eng-
länder in ihrem Argwohn zu weit gegangen sind, wenn sie
selbst die ziemlich inoffensive Fassung, wie sie zuletzt vor-
geschlagen war, zurückweisen zu müssen glaubten. Da in Be-
ziehung auf die orientalische Frage für uns und so lange wir
an der Erhaltung des türkischen Reiches nicht verzweifeln, die
Hauptsache immer die sein wird, den Charakter der Gemein-
samkeit und der Collectivität bei allen zu thuenden Schritten
festzuhalten und gefährlichen Scissionen unter den Mächten ent-
gegen zu arbeiten, so haben wir es nur mit großer Befriedi-
gung aufnehmen können, daß Rußland, um das allgemeine
Einverständniß nicht in Frage zu stellen, die gewünschte Clausel
hat sallen lassen.