1860
21. 9.
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Die Großfürstin Helene, die mich heute empfangen und
mit einer längeren Unterredung beehrt hat, wird übermorgen
Abend nach Petersburg abreisen, zu derselben Zeit begiebt sich
der Prinz-Regent zum Empfange der Königin Victoria nach
Aachen.
Mit aufrichtigster Freundschaft
ganz Ihr
Schleinitz.
155.
Unterstaatssecretär v. Gruner an Bismarck.
Verehrtester Herr v. Bismarckl
So eben erhalten wir eine Nachricht von größter Unan-
nehnmlichkeit. Vor 8 Tagen sollte ein Feldjäger mit dem Rus-
sischen Schiffe an Sie abgehen. Von Seiten der Englischen
Gesandtschaft ward uns darauf die Nachricht, der Englische
Gesandte in Petersburg reise mit diesem Schiffe nach Peters-
burg zurück, und wir könnten diese sichere Gelegenheit benutzen.
Darauf wurde diejenige Expedition nach der Englischen Gesandt-
schaft gesendet, welche Sie mit diesem Briefe empfangen. Während
wir Sie längst im Besitze dieser Expedition und vor Allem des
Schreibens Sr. Königlichen Hoheit des Regenten an S. Maje-
stät den Kaiser Alexander glaubten, geht diesen Augenblick uns
die Expedition wieder zu. Der Depeschenbeutel der Englischen
Gesandtschaft war in Stettin geblieben, ist eben erst von dort
zurückgekommen und einem unserer Kanzleidiener, der zufällig
gerade auf der Englischen Gesandtschaft war, ist sofort auch
unsere darin befindliche Expedition mitgegeben worden. Es ist
keine Zeit zu verlieren; die Expedition muß fort, und ich eile
nur, Ihnen (neben ein Paar amtlichen Zeilen) diese Worte
der Erklärung zu schreiben, um Sie in den Stand zu setzen,