— 332 —
1861 seines Vaters mit patriotischer Hingebung zu sofortiger Rück-
21. 6. kehr nach Petersburg bereit erklärt, falls dies erforderlich sein
sollte, ich habe mich jedoch bemüht, diesen edlen Eifer in mög-
lichst schonender Weise abzukühlen, wie Sie dies aus dem Ihnen
abschriftlich mitgetheilten Erlaß an den westphälischen Ritter
de Lorge ersehen haben werden. Ich hoffe auch, daß Schlözer
für ein nicht zu langes Interimisticum vollkommen genügt und
daß daher neben den landüblichen Stellvertretungskosten Ihnen
keine weiteren Opfer aus Ihrer urlaubsweisen Abwesenheit
erwachsen werden. — Die afrikanische Temperatur, unter der
wir seufzen, herrscht hier augenblicklich nicht blos in der äußern
Natur vor, sondern weht sciroccoartig auch in den gouverne-
mentalen Regionen, innerhalb welcher sich demzufolge entschie-
dene Symptome zunehmender Schwäche und bevorstehender
Auflösung zu erkennen geben. Doch betrifft dies lediglich Interna,
auf die mir nicht gestattet ist hier näher einzugehen.
In der auswärtigen Politik geht es dagegen augenblick-
lich nicht eben stürmisch zu. Nur der langjährige Krebsschaden
unserer Politik, die vermaledeite Schleswig-Holstein-Lauen-
burgsche Frage macht uns mit Recht Sorge und periodischen
Kopfschmerz. Die Ihnen bekannte Idee, durch die der Hall-
schen Depesche vom 22. März entsprechende Erklärung") wegen
*) Nach dem Vorschlage des Ministers v. Schleinitz sollte Däne-
mark um die ihm von Bundeswegen drohende Execution herumkommen,
indem es in der Bundesversammlung oder an die Cabinette von Berlin
und Wien die Erklärung abgab: daß für das laufende Finanzjahr der
Zuschuß des Herzogthums Holstein aus seinen besonderen Einnahmen
zum gemeinschaftlichen Budget der Monarchie vorläufig auf die
Quote Holsteins an derjenigen Summe eingeschränkt werde, die in dem
Normalbudget vom 28. Februar 1856 als der von den einzelnen Landes-
theilen aus den besonderen Einnahmen derselben zu leistende Gesammt-
zuschuß aufgeführt sei. — Dänemark gab diese Erklärung unter Vor-
behalt seines Rechts auf nachträgliche Erhöhung des Beitrags am
29. Juli ab, Staatsarchiv, herausg. von Aegidi u. Klauhold I, No. 60
S. 171 f.