— 344 —
178.
Oberpräsident Senfft von Pilsach an Bismarck.
Euer Excellenz
1863 bitte ich um Erlaubniß, den anliegenden Bericht an das König-
V. 5. liche Staatsministerium mit diesem Schreiben zu begleiten. Das-
selbe ist bestimmt, einen integrirenden Theil jenes Berichts ab-
zugeben, und ich richte es nur deshalb persönlich und vertraulich
an Euer Excellenz, damit es nicht dem gewöhnlichen Gange
durch die Bureaus verfalle.
Zur Sache selbst bemerke ich Folgendes. Wie es scheint,
ist von der Fortschrittspartei ausgesprengt worden, daß
Seine Königliche Hoheit der Kronprinz derselben zugethan sei.
Soviel steht jedenfalls fest, daß Letzteres in weiten Kreisen ge-
glaubt wird und daß ebendeshalb alle Bemühungen der Staats-
regierung auf diese Kreise wieder Einfluß zu gewinnen, natur-
gemäß fehlschlagen. Nicht nur von dem geringen Volke, sondern
auch von gebildeten Männern wird die Ermahnung: treu zu
Seiner Majestät dem Könige und zu Allerhöchstdessen Regierung
zu halten, — öfter mit der Entgegnung zurückgewiesen, daß
des Königs Majestät bereits alt sei, des Kronprinzen König-
liche Hoheit aber, sobald Höchstderselbe zur Regierung komme,
ein democratisches Ministerium berufen werde; man dürfe es
daher mit der Fortschrittspartei nicht verderben.
Sollen nun die großen Gefahren beseitigt werden, die das
Vaterland umlagern, so ist die Ausrottung jenes verderblichen
Vorurtheils unbedingt erforderlich. Es kommt also darauf an,
daß des Kronprinzen Königliche Hoheit Sein völliges Einver-
ständniß mit den politischen Principien des Königs in irgend
einer Weise entschieden und öffentlich ausspreche. Auch insofern
erscheint dies dringend geboten, als dadurch den Gefahren eines
erneuten Attentats entgegen gearbeitet wird, die das theure