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trockenen und etwas verlegenen Tone, und so, als wenn es 1883
ihm unangenehm wäre, etwas zu tadeln, was, wie er recht gut 21.6.
einsehen wird, nicht zu tadeln ist. So ließ er sich auch nicht
in weitere Discussion ein, als ich ihm die sonnenklare Berechti-
gung unseres Verhaltens auseinandersetzte. Es kann nun ver-
schiedene Ursachen geben, weshalb er nicht weiter discutirt hat,
ich habe aber den Eindruck, daß er eben davon überzeugt ist,
im Grunde nichts vorwerfen zu können, und jedenfalls sich der-
artiger Aufstellungen von Principien enthält, wie sie sein
Minister?) neulich dem Grafen Goltz in meiner Gegenwart zu
machen für gut hielt.
Herr v. Budberg, den ich gestern sogleich nach meiner Rück-
kehr besuchte, hat mir im Vertrauen erzählt, daß ihm Drouyn
neulich, als er ihn gedrängt hat, den eigentlichen practischen
Grund der französischen Einmischung in die polnischen An-
gelegenheiten anzugeben, ganz naiv gestanden hat, daß, wenn
Polen unabhängig sei, Frankreich eine kräftige Handhabe habe,
um zugleich auf Preußen und auf Oestreich zu drücken. Wenn
ich nun auch nicht im geringsten daran zweifle, daß dies der
einzige halbwegs vernünftige Hebel der französischen Politik
ist, so ist es doch originell, den Pferdefuß so ungenirt blicken
zu lassen.
Darin stimmen alle Urtheile überein, die ich hier habe
sammeln können, daß Drouyn de L’huys der heftigste Polen-
Agitator und zugleich der für uns am unfreundlichsten Gesinnte
ist. Seine große Ambition, seinen Namen auch, wie seine Vor-
gänger, durch irgend eine große That verewigen zu können,
mag ihn wohl vorwärts treiben. Ferner glaubt er sich durch
diesen Eiser beim Kaiser liebes Kind zu machen, und die Angst,
zu seinen Seidenwürmern und Nacks zurückzukehren, ist maaß-
los. Wenn es ihm nur nicht so geht, wie manchem seiner Vor-
*) Drouyn de L'Huys, Nachfolger Thouvenels als Minister des
Auswärtigen.