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Aus letzteren werden Sie sehen, wie es bis zum Sonn- 1868
abend Abend hergegangen ist*). Vorgestern und gestern ist Alles 77
ruhig gewesen, und somit ist die Sache zu Ende. Dafür, daß
Bernuth'") zum ersten Male solch eine Geschichte durchgemacht
hat, hat er sich recht umsichtig und ruhig benommen. Die
Schutzmannschaft, die ich alle Abende mit Warmbier, Butter-
brod und Wurst habe füttern lassen, verdient das größte Lob:
ich will es ihr heute durch einen Parolebefehl ertheilen.
Auf Ihre mir gestern Abend spät zu Händen gekommene
Anfrage wegen Errichtung eines Fräuleinstiftes in der Lausitz,
kann ich vor der Hand nur antworten, daß die Statuten des-
selben eingereicht, aber so confus sind, daß mehrere Aenderungen
haben angeordnet werden müssen.
Roon war gestern bei mir. Er war ganz entzückt von
dem Schauspiel, welches der Bürgermeister Strosser in Herford
ihm vorgeführt hatte, und will dem Könige ausführlich dar-
über berichten?).
Witzleben aus Magdeburg schreibt mir, daß man in Sanger-
hausen damit umgehe, den früheren Direktor der Oberrechen-
kammer Seiffarth, dessen Sie sich ja wohl noch aus der De-
peschen-Diebstahls-Geschichtef) her erinnern, als Vertreter der
Stadt ins Herrenhaus zu wählen, und erbittet eine vorläufige
Aeußerung Seiner Mojestät darüber, ob diese Wahl Aussicht
auf Bestätigung hätte. Ich glaube, es ist besser, gleich von vorn
herein dahin zu wirken, daß sie nicht auf den p. Seiffarth fällt.
Von Bodelschwingh erfahre ich, daß Pommer-Esche gegen
die Ernennung von Graf Villers zum Vice-Präsidenten in
*) In der Oranienstraße zu Berlin gab es wegen der Exmission
eines Schankwirthes seit dem 29. Juni Tag für Tag Pöbelzusammen-
rottungen, die in der Nacht zum 4. Juli die Polizei zum Gebrauch der
Wassen zwangen.
**) Polizeipräsident von Berlin.
*) Vgl. Roons Denkwürdigkeiten, 4. Aufl., Bd. II, 149 ff.
+) Val. Gerlachs Denkwürdigkeiten II, 346 ff.
Aus Bismarcks Brieswechsel. B