Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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mir sehr interessant; freilich vermag ich mir daraus nicht eine 1864 
Anschauung der Ziele unserer Politik zu bilden, die mich in 17.4. 
den Stand setzen würde, irgend eine bestimmte Maßregel mit 
Ueberzeugung von meinem Standpunkt aus zu unterstützen. 
Ich halte es nicht für richtig, daß es zu früh sei mit einem 
festen Programm vor die Oeffentlichkeit zu treten, und ich be- 
sorge, daß wir nichts dabei gewinnen, wenn wir die definitive 
Lösung in die Länge zu ziehen suchen, viel mehr, daß wir da- 
durch die europäische Verwicklung nur steigern würden. 
Wie dem aber auch sei — wir sollten ein festes Programm 
wenigstens für uns haben, dessen Verwirklichung dann frei- 
lich immer noch von den Umständen abhängen würde. Statt 
dessen finde ich in Ihrer Mittheilung nur das Programm, „nach 
den Umständen zu handeln“, wenn ich nicht etwa aus einzelnen 
Andeutungen auf gewisse Hintergedanken schließen soll, die man 
Ihnen beilegt, und mit denen allerdings manche Ihrer früheren 
Aeußerungen, namentlich in den letzten Conseils, denen ich 
thümer in Händen habe, sondern daß der Bund, dessen Forderungen 
weiter gehn als die Preußens und der weniger durch europäische 
Verantwortlichkeit genirt ist, die Disposition über Holstein äußerlich 
behält und von Preußen in der Conferenz vorgeschoben werden 
kann ... Wenn ich glaube, daß die Conferenz, auf welcher wahr- 
scheinlich Baron Beust den Bund vertreten wird, zu keinem fried- 
lichen Resultat führt, so sehe ich darin kein Unglück. Nach der jetzigen 
politischen Constellation würde ein Abschluß, welcher heut oder in 
Kurzem erfolgte, weder unsern noch den deutschen Interessen genügen. 
Beide lassen es, meines unterthänigsten Dafürhaltens, wünschenswerth 
erscheinen, daß die definitive Lösung der Frage sich in die Länge zieht, 
und daß inzwischen die Occupation der Herzogthümer, wenn es sein 
kann, länger als Jahr und Tag dauert und verstärkt wird. Wie 
hoch wir uns das Ziel stecken können, welches sich ohne Schaden für 
die Monarchie erreichen läßt, kann nur die Zeit lehren; bevor wir 
mit festen Programmen vor die Oeffentlichkeit treten, werden wir die 
Stellung der Großmächte zu einander sich deutlicher entwickeln lassen 
müssen und dabei unfre militärischen Vortheile so scharf als möglich 
verfolgen, unfre Truppenzahl auf der Halbinsel, im Vergleich zu der 
Oestreichs, allmählich vermehren.“
	        
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