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werde, falls es Ihnen nicht passe; er habe mit Ihnen 1865
darüber reden, aber nicht correspondiren wollen und stelle 8.7
mir nun Alles weitere anheim, da Sie abgereiset. Er
fügte hinzu, daß er früher schon dem Kronprinzen davon ge-
sprochen und die Antwort erhalten habe, der Herr traue sich
die erforderlichen Eigenschaften nicht zu; die Frau Kronprinzeß
habe dagegen ausgerufen: „Lieber heut als morgen." —
Natürlich habe ich den alten Projektmacher verpflichtet,
die Sache auf sich beruhen zu lassen, bis Sie sich darüber ge-
äußert. Ich war bisher zu abgespannt, um darüber zu schreiben;
jetzt mahnt mich Senfft, und ich überwinde meine Abspannung.
Senfft habe ich eröffnet, daß es zur Würdigung seines Pro-
jekts sehr wesentlich, wer der Adlatus sein solle; ich fragte,
an wen er dabei gedacht; er antwortete, an den verstorbenen
Werthern. Sie werden begreifen, daß ich Mühe hatte, ihm
nicht ins Gesicht zu lachen. — Ich will Ihnen nicht verhehlen,
daß ich die Pläne Senffts eigentlich nur für Simulation halte,
um zu erfahren, wie wir mit dem Kronprinzen stehen und welche
innere Politik wir zu machen denken; denn es liegt auf der
Hand, daß wir keinen Ober-Präsidenten einsetzen werden, der
nicht mit uns durch Dünn und Dick geht. Ich wußte bereits
durch Moritz'), daß Senfft allerlei bedenkliche Reden über Ver-
fassungs-Eid u. s. w. geführt, und die Nothwendigkeit ange-
deutet, sich vor solchen Eventualitäten zurückzuziehen, weil er
nicht die Verantwortlichkeit des Eindrucks auf sich laden wolle,
den es machen müsse, wenn selbst er, Senfft, bei gewissen Maaß-
regeln, die er nicht mitmachen könne, seinen Abschied fordere; dar-
um sei es besser, er gehe vorher. Seine Liebhaberei für krumme
Wege hat ihm nun eingegeben, jenes bereits vor Jahren ge-
fa½ßte Projekt jetzt zu produziren, um durch unsere etwanige
Genehmigung desselben zu erfahren, daß wir nichts Gefährliches
*) v. Blanckenburg.