Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

1867 
7. B. 
— 414 — 
245. 
Kronprinz Friedrich Wilhelm an Bismarck. 
Misdroy 7/8. 67. 
Seit Absendung meiner letzten 2 Briefe habe ich abermals 
mehrere Mittheilungen erhalten, die ich Ihnen nicht vorenthalten 
kann. 
Zunächst muß ich Ihnen meine Freude aussprechen über 
den günstigen Verlaufs, den, wie es mir scheinen will, die Verhand- 
lungen mit den hannöverschen Vertrauensmännern genommen 
haben. Man hatte wenig Erfolg beim Eintreffen in Berlin 
erwartet und ist dagegen voll Vertrauen auf die Einsicht und 
den guten Willen der Regierung von dort geschieden. 
Der gute Verlauf, welchen die Verhandlungen nun ge- 
nommen haben, sollte von selbst dazu führen, in ähnlicher Weise 
mit den Bewohnern der übrigen neu erworbenen Landestheile 
eine Verständigung anzubahnen. Je mehr die Stimmung der- 
selben durch die letzten Maßregeln der Regierung, vornehmlich 
auf dem Gebiet der Justiz und der Finanzen erregt und ver- 
bittert ist, um desto mehr sollte man eilen, entgegenkommende 
Schritte zu thun. 
So geschickt die Regierung in der Auswahl der hannöverschen 
Vertrauensmänner verfahren ist, so würde sich in der Provinz 
Hessep dennoch ein anderer Modus empfehlen. Das hessische 
Volk hängt mit der ihm eigenen Zähigkeit und Treue an der 
Verfassung des Jahres 1831, und es würde klug und geschickt 
sein, bei den einzuleitenden Verhandlungen an diese Verfassung 
und ihre Bestimmungen anzuknüpfen. 
In Hessen besteht bekanntlich ein sogenannter ständiger 
Ausschuß des Landtags aus fünf Personen bestehend, die somit 
recht eigentlich eine Vertrauensstellung im hervorragendsten 
Sinne des Worts einnehmen. Wenn die Regierung diesen
	        
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