1867
7. B.
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245.
Kronprinz Friedrich Wilhelm an Bismarck.
Misdroy 7/8. 67.
Seit Absendung meiner letzten 2 Briefe habe ich abermals
mehrere Mittheilungen erhalten, die ich Ihnen nicht vorenthalten
kann.
Zunächst muß ich Ihnen meine Freude aussprechen über
den günstigen Verlaufs, den, wie es mir scheinen will, die Verhand-
lungen mit den hannöverschen Vertrauensmännern genommen
haben. Man hatte wenig Erfolg beim Eintreffen in Berlin
erwartet und ist dagegen voll Vertrauen auf die Einsicht und
den guten Willen der Regierung von dort geschieden.
Der gute Verlauf, welchen die Verhandlungen nun ge-
nommen haben, sollte von selbst dazu führen, in ähnlicher Weise
mit den Bewohnern der übrigen neu erworbenen Landestheile
eine Verständigung anzubahnen. Je mehr die Stimmung der-
selben durch die letzten Maßregeln der Regierung, vornehmlich
auf dem Gebiet der Justiz und der Finanzen erregt und ver-
bittert ist, um desto mehr sollte man eilen, entgegenkommende
Schritte zu thun.
So geschickt die Regierung in der Auswahl der hannöverschen
Vertrauensmänner verfahren ist, so würde sich in der Provinz
Hessep dennoch ein anderer Modus empfehlen. Das hessische
Volk hängt mit der ihm eigenen Zähigkeit und Treue an der
Verfassung des Jahres 1831, und es würde klug und geschickt
sein, bei den einzuleitenden Verhandlungen an diese Verfassung
und ihre Bestimmungen anzuknüpfen.
In Hessen besteht bekanntlich ein sogenannter ständiger
Ausschuß des Landtags aus fünf Personen bestehend, die somit
recht eigentlich eine Vertrauensstellung im hervorragendsten
Sinne des Worts einnehmen. Wenn die Regierung diesen