Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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1867 brauche es wohl nicht erst zu versichern, daß mir diese Sache 
15.12. ganz fremd, ja daß ich die Existenz dieses Machwerks kaum 
ahnte. Doch habe ich dem Redacteur meine Unzufriedenheit 
zu erkennen gegeben. Es ist übrigens nichts dahinter zu suchen, 
als Reminiscenzen einer vergangenen Periode. Sie wissen, 
daß dergleichen in den untern Schichten des Volks noch zu 
haften pflegen, wenn die oberen längst eines Besseren belehrt 
sind. Erstere auf unsern Standpunkt zu bringen, ist jetzt unsere 
eifrigste Sorge. Die Militärvereine selbst sind streng loyale 
Körperschaften, die viel zur Erhaltung conservativer Gesinnung 
beitragen (ohne politische Zwecke zu verfolgen), daher aber auch 
gewissen Zeitungsschreibern ein Dorn im Auge sind. Ein 
solcher (der Redacteur der constit. Zeitung hier) war es auch, 
der diese Sache an die große Glocke hing, theils um mir als 
Mitglied unseres Hauses zu schaden, nächstdem in der Hoffnung, 
das so glücklich erreichte Einvernehmen zwischen uns und 
Preußen zu stören. Diese Aksicht ist aber an der bewährten 
und loyalen Haltung Ew. Excellenz gegen uns gescheitert. 
Indem ich daher um die Fortdauer dieser Gesinnung gegen 
mein Vaterland und Ihres Wohlwollens gegen mich bitte, 
verbleibe ich 
Ihr ergebener 
Albert, Kronprinz v. Sachsen. 
Partikularisten im Reichstag am 9. December 1867 zur Sprache, doch 
Bismarck erklärte, daß Se. Königliche Hoheit sehr gut Protector der 
Kriegervereine würde sein können, ohne mit diesem Kalender den 
mindesten Zusammenhang zu haben. Er sei davon um so seicherer 
überzeugt, als es ganz undenkbar sei, daß Angesichts der nationalen, 
patriotischen und vertragstreuen Haltung der Königlich Sächsischen Re- 
gierung irgend eine amtliche Stelle im sächsischen Lande solche Aus- 
drücke, wie sie dieser Kalender über das Bundesverhältniß enthalte, 
sanctiontren sollte, Politische Reden III, 380 f.
	        
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