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Bismarck an Albert v. Below.
Lieber Albert.
Der sehr beschleunigte Geschäftsgang und Schluß des Land-
tags hat mich verhindert, diesen zweiten Brief dem ersten so-
gleich folgen zu lassen. Vorgestern war die letzte Sitzung; nach-
dem ich allein protestirt, und eine lange Verwahrung im Namen
des platten Landes gegen Hansemanns?) Verschwendungen für
den panier percé der Industrie eingelegt hatte?"), votirte die Ver-
sammlung, durch eine sehr gute Rede von Vincke fortgerissen,
mit großer Majorität einen Credit von 40 Mill., nachdem die
20 Mill. des Schatzes in wenig Wochen des neuen Regimes
verarbeitet sein werden. Dieß Votum gab der Landtag, wie
alle übrigen seit dem 1 April, unter dem Einfluß der Angst
vor den Dingen, die noch kommen könnten, und gegen die
innre Ueberzeugung der Majorität. Hansemann gab zwar, als
er mir antwortete, eine Art von Versprechen, bis zur neuen
Volksvertretung keine außerordentlichen Steuern auszuschreiben,
aber wohl nur, weil er wegen der Abstimmung besorgt wurde.
Nachdem man ihm die Allgewalt über den Beutel der Steuer-
pflichtigen in der Art, wie geschehn, eingeräumt, ist mir etwas
bange vor dem Gebrauch, den er davon machen wird, da
Gerechtigkeit und Besonnenheit die letzten Eigenschaften sind,
*) David Hansemann, Finanzminister, März bis September 1848.
*“) Val. Bismarck, Politische Reden 1, 53 ff.
GEGeorxg Freiherr v. Bincke.
Aus Bismarcks Briefwechsel. 1
1848
12. 4.