Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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1874 heute früh kam schon die Antwort, daß um 9 Uhr in Wien 
14. 7. Alles besorgt sei. 
Der Eindruck ist hier ganz allgemein der erwünschte und 
richtige: Niemand zweifelt, daß die offenen und verstreuten 
Hetzereien der Ultramontanen dem Mörder die Waffe an die 
Hand gegeben. Die Zeitungen haben sich noch nicht äußern 
können. Das anliegende Urtheil der Englischen Presse wird 
Euer Durchlaucht willkommen seyn (die heutige National-Zeitung 
hatte noch kein Wort der Art, während die Londoner Morgen- 
blätter sich bereits aussprechen). 
Ich habe dies Mal die ganz bestimmte Ahnung gehabt, 
daß Aehnliches kommen werde und in dieser Empfindung mit 
Herrn v. Wertheim und Herrn von Madai verhandelt — aber 
was helfen Vorsichts-Maßregeln, wenn nicht die rechte Hülfe 
von Oben kommt! Vor ungefähr 14 Tagen habe ich einmal 
durch Legationsrath Aegidi eine Collection von Redenusarten 
der Germania, auf Euer Durchlaucht Ende bezüglich, zusammen- 
stellen lassen: wie viel mehr der Art, was man nicht zu drucken 
wagte, wird geflüstert und gepredigt seyn. Ich sagte eben den 
Herrn Ministern mit Bezug darauf, daß von dem Gott wohl- 
gefälligen Ereigniß zu dem Gott wohlgefälligen Werk und dem 
Anstiften dazu der Weg für eine gewisse Sorte katholischer 
Priester nie weit gewesen ist. Ueber die (morgen fortzusetzende) 
Sitzung des Staatsministeri# wollte der Vice-Präsident Euer 
Durchlaucht berichten: ich beschränke mich daher auf die Be- 
merkung, daß der Vertreter des Grafen Eulenburg einen eigen- 
thümlichen Eindruck von Apathie und Rathlosigkeit machte, 
Herr Camphausen und Herr Friedberg recht gut und praktisch 
und Herr Falk etwas zu juristisch sprachen, der Eindruck aber 
allgemein war, daß aus dieser Schandthat eine entschiedene 
Niederlage der Ultramontanen hervorgehen werde. Der zum 
Glück disponible Herr Tessendorf wird Euer Durchlaucht guten 
Eindruck machen und nützen. Herr Friedberg wiederholte zwei-
	        
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