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Die hier angedeutete, in der Eigenthümlichkeit unserer 1875
inneren Lage begründete Schwierigkeit veranlaßt mich den gegen- 12. 8.
wärtigen Augenblick zu wählen, um Ew. Durchlaucht Augen-
merk auf diese Angelegenheit zu lenken und Hochdero geneigter
Erwägung anheimzugeben, in welcher Weise wohl die fragliche
vertrags= und verfassungsmäßig bestehende Einrichtung ferner-
hin zu einer entsprechenden Wirksamkeit gebracht werden könne.
Ew. Durchlaucht erleuchtetem Blicke darf ich durch Detail-
vorschläge in der angegebenen Richtung nicht vorgreifen und ich
erlaube mir überhaupt Hochdieselben ganz ergebenst zu bitten,
diese meine vertrauensvolle Anregung vorerst als eine privative
geneigtest betrachten zu wollen. In dieser Begrenzung aber
glaube ich nicht unterlassen zu dürfen, meiner Ueberzeugung
dahin Ausdruck zu geben, daß es möglich und wünschenswerth
sein dürfte, sich über Modalitäten zu verständigen, welche ge-
eignet sein könnten, eine gedeihliche Mitwirkung jenes Aus-
schusses im Dienste der gemeinsamen nationalen Interessen und
ohne Beeinträchtigung der nothwendigen Freiheit der aus-
wärtigen Politik des Deutschen Reichs ins Leben zu rufen.
Aus dem mir so vielfach bezeigten Entgegenkommen Ew.
Durchlaucht darf ich die Hoffnung schöpfen, daß auch diese
Zeilen, mit welchen ich Hochdero ländliche Zurückgezogenheit
zu durchbrechen wage, eine freundliche Aufnahme finden und zur
Klärung einer Angelegenheit beitragen werden, auf deren all-
seitig befriedigende Lösung von Sr. Majestät dem König,
meinem allergnädigsten Herrn, ein besonderes und hohes
Gewicht gelegt wird.
Genehmigen Ew. Durchlaucht auch bei diesem Anlasse
den erneuten Ausdruck der ausgezeichnetsten Hochachtung und
wärmsten Verehrung, mit welcher ich bestehe
Ew. Durchlaucht
ganz ergebenster
München, den 12. August 1875. v. Pfretzschner.