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1876 daß ich mich entschieden gegen den s. g. Arnimparagraphen der
1. 1. Strafgesetznovelle") ausgesprochen habe. Ich lege zu großen
Werth auf das Vertrauen, mit dem Euer Durchlaucht mich zu
beehren die Güte haben, um dasselbe der Gefahr auszusetzen,
durch böswilliges Gerede erschüttert zu werden. Ich erlaube
mir daher zu erklären, daß jene Erzählung auf Erfindung
beruht.
Ich betrachte den fraglichen Artikel mit großem Gleichmuth.
Wäre das nicht der Fall, so würde ich mir gestattet haben,
meine Bedenken Euer Durchlaucht gegenüber selbst zum Aus-
druck zu bringen. Ich kenne und würdige die Motive, welche
Euer Durchlaucht veranlaßt haben, den fraglichen Gesetzes-
vorschlag vorzulegen. Das was dieser Artikel für die Beamten
des auswärtigen Amtes Bedrohliches haben mag, berührt mich
nicht, da ich stets von dem Grundsatze geleitet werde, ein Bot-
schafter dürfe nur solange im Amte bleiben, als er das Ver-
trauen des Kaisers und des leitenden Staatsmannes besitzt.
Vielleicht ist diese Darlegung überflüssig. Euer Durchlaucht
wollen indessen daraus ersehen, wie groß der Werth ist, den
ich auf Ihr mir stets erwiesenes Wohlwollen lege. Ich bitte
darum auch für die Zukunft und schließe, indem ich Euer
Durchlaucht meine aufrichtigen Glückwünsche zum Neuen Jahre
darbringe. Möge Gott Ihnen Kraft und Freudigkeit erhalten,
das schwere Amt auch ferner zum Heile von Kaiser und Reich
fortzuführen.
Mit unveränderter Verehrung
Euer Durchlaucht
treu ergebenster
C. F. v. Hohenlohe.
*) Val. Bismarcks Politische Reden VI, 3818 Anm. 1.