Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

1876 
12. 1. 
1876 
15. 2. 
— 480 — 
worden ist, welcher eventuell bestimmt sei, die ultramontanen 
Wünsche und Interessen zu vertreten, und ich brauche kaum 
zu sagen, daß ich unter diesen Umständen, wie sehr ich auch 
an der Hoffnung festhalte, daß diese Andeutung ohne sein Vor- 
wissen erfolgt ist und auf einer völligen Verkennung seiner 
Gesinnungen beruht, doch die Bedenken für zutreffend erachten 
muß, welche Sie einer Unterredung mit ihm entgegengesetzt 
haben. 
Ihr 
sehr ergebener 
Friedrich Wilhelm Kpz. 
298. 
Graf v. Roon an Bismarck'). 
Crobnitz bei Reichenbach Oberlausitz, 
den 15. Februar 1876. 
Hochverehrter Freund! 
Mit dieser meiner Empfindung für Sie entsprechenden 
Anrede will ich Ihnen auch heute nahen, da nur der Titel 
alter Freundschaft mich allenfalls berechtigt, den vielbeschäftigten 
Reichskanzler zu belästigen. 
Meinen herzlichen Glückwunsch zur leidlichen Wiederher- 
stellung Ihrer Gesundheit und zur würdigen Verabschiedung 
des fast unleidlichen Reichstages zuvor! Mögen beide corpora 
sich gesunder wiedersehen! 
Der Zweck dieser Zeilen ist indeß weder, Ihnen meine 
selbstverständliche Theilnahme zu bezeugen, noch über politische 
Geschäfte zu sprechen, deren volles Verständniß mir auf meinem 
Lausitzer Isolirschemel vielleicht nicht möglich, sondern vielmehr, 
*) Theilweise veröffentlicht in Roons Denkwürdigkeiten III, 
S. 426 f.
	        
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