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worden ist, welcher eventuell bestimmt sei, die ultramontanen
Wünsche und Interessen zu vertreten, und ich brauche kaum
zu sagen, daß ich unter diesen Umständen, wie sehr ich auch
an der Hoffnung festhalte, daß diese Andeutung ohne sein Vor-
wissen erfolgt ist und auf einer völligen Verkennung seiner
Gesinnungen beruht, doch die Bedenken für zutreffend erachten
muß, welche Sie einer Unterredung mit ihm entgegengesetzt
haben.
Ihr
sehr ergebener
Friedrich Wilhelm Kpz.
298.
Graf v. Roon an Bismarck').
Crobnitz bei Reichenbach Oberlausitz,
den 15. Februar 1876.
Hochverehrter Freund!
Mit dieser meiner Empfindung für Sie entsprechenden
Anrede will ich Ihnen auch heute nahen, da nur der Titel
alter Freundschaft mich allenfalls berechtigt, den vielbeschäftigten
Reichskanzler zu belästigen.
Meinen herzlichen Glückwunsch zur leidlichen Wiederher-
stellung Ihrer Gesundheit und zur würdigen Verabschiedung
des fast unleidlichen Reichstages zuvor! Mögen beide corpora
sich gesunder wiedersehen!
Der Zweck dieser Zeilen ist indeß weder, Ihnen meine
selbstverständliche Theilnahme zu bezeugen, noch über politische
Geschäfte zu sprechen, deren volles Verständniß mir auf meinem
Lausitzer Isolirschemel vielleicht nicht möglich, sondern vielmehr,
*) Theilweise veröffentlicht in Roons Denkwürdigkeiten III,
S. 426 f.