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wünsche ich, daß Sie neben oder nach den Mühen und 1876
Leiden Ihrer großen Rolle das Bewußtsein Sich erhalten resp. 15.2.
wieder beleben, daß alle Triumphe und Erfolge menschlicher
Größe, daß alle Freude, aller Glanz und Schimmer unseres
fröhnerischen dunstigen Erden-Daseins Nichts sind im Vergleich
mit der uns in Jesu Christo verheißenen ewigen Herrlichkeit.
Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen und mit dem
Ihnen seit einem Decennium in unverbrüchlicher Treue ge-
widmeten Interesse, mit dem ich bin und bleibe .
Ihr
treu ergebener alter Freund
v. Roon.
299.
Kardinal G. v. Hohenlohe an Bismarck.
Rom 5. März 76.
Nachdem Cardinal Ledochowski vorgestern ankam, und seine 1876
Audienz bei Sr. Heiligkeit denselben Abend hatte, auch vom 5. 3.
päbstlichen Hofstaat begrüßt worden war, kam er gestern Abend
zur Fürstin Odescalchi (geb. Branicka), woselbst einige Leute
eingeladen waren; Cardinal Ledochowski sprach sich daselbst sehr
anerkennend aus, wie schonend man ihn in Ostrowo behandelt
habe, welch' hübschen Garten zum Spazierengehen rc. 2c.; auch
sagte er: man würde in Berlin nicht weiter vorgehen gegen die
katholische Kirche, und wenn auch nicht gleich, so würde doch
später wohl der Fürst Reichskanzler Frieden machen mit der
katholischen Kirche. Ich sagte dem betreffenden hohen Herrn, der
mir dies erzählte, „dann möchte man doch den Cardinal Ledo-
chowski als Legat nach Berlin senden“. Da antwortete man
mir, das sey doch noch Etwas zu früh (troppo presto). Uebrigens
wäre man ja jetzt schon milder hier gestimmt, und es würden