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1878 zu erwidern, daß ich Ihrem Wunsche entsprechend die Frage
14. 5. wegen der Dauer meines Hierbleibens heute mit dem Grafen
Andrässy vertraulich besprochen habe. Derselbe äußerte, wie
ich im Voraus bei mir vermuthete, den dringenden Wunsch,
daß ich noch so lange hier bleiben möchte, bis die Frage, ob
der Congreß überhaupt zu Stande komme oder eine andere
Lösung in Aussicht genommen werden müsse, sich entschieden
haben werde, und sprach dabei die Ansicht aus, daß hierüber
innerhalb etwa vierzehn Tagen doch Klarheit zu gewinnen sein
müsse, da die Reise des Grafen Schuwaloff nach St. Peters-
burg die letzte Phase der Vorverhandlungen zu bedeuten scheine.
Graf Andrässy fügte bei, daß wenn dieser Zeitpunkt erst ein-
getreten sey, er ja auch mit einem anderen weiter verhandeln
könne, daß er aber bis dahin den allergrößten Werth darauf
lege, mich persönlich hier zu haben, und bat mich diesen Wunsch
Eurer Durchlaucht angelegentlichst ans Herz zu legen. Was
mich selbst betrifft, so habe ich, nachdem einmal die Frage meiner
Uebersiedlung nach Berlin im Princip entschieden ist, und ich
jetzt nicht mehr riskire, gleich Anfangs mit dem Reichstage zu
thun zu haben, keine besonderen Ideen und Wünsche bezüglich
des Zeitpunkts meines Abgangs, würde ihn nur gern ungefähr
acht Tage vorher wissen, um hier insoweit abzuschließen, als
meine Anwesenheit dabei nothwendig ist. Politisch halte ich
eine möglichste Berücksichtigung des Andrässyschen Wunsches für
zweckmäßig, da bei ihm die Persönlichkeiten, mit denen er zu
thun hat, sowie seine Bekanntschaft und Vertrautheit mit ihnen
eine besonders große Rolle spielen.
Die von neuem aufgetretene Schwierigkeit wegen der Stel-
lung des Ministers Falk erscheint mir sehr unerwünscht. In
Bezug auf evangelische Kirchensachen, denen er überhaupt jetzt
indifferenter gegenüberstehen sollte, und auf Unterrichtswesen
halte ich zwar Falk für kein Ideal eines Cultusministers, glaube
vielmehr — soweit ich die Verhältnisse als jetzt mehr entfernter