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vorgekommen. Weit schlimmer aber noch ist die Attitude welche
dabei die Kreuz-Zeitung einnimmt. Nicht allein triumphirt sie
in ungeschickter und aufregender Weise, sondern sie will auch
zu Extremen drängen, die ihr wahrscheinlich selbst nicht behagen
würden. Wenn es z. B. möglich wäre und gelänge den ver-
einigten Landtag mit allen seinen Consequenzen pure wieder
herzustellen, — und weiter könnte man doch nicht gehen —
was wäre damit wohl gewonnen? Ich finde die Position der
Regierung viel günstiger, wenn sie, bis eine gründliche orga-
nische Umgestaltung als nothwendig sich ergeben hat, die Sache
gewisser Maaßen in der Schwebe hält. Ich hoffe und wünsche,
daß man dann auch von den Provinzial-Ständen los etwa
auf Communal-Stände nach alten historischen Begrenzungen,
die auch in der Rhein-Provinz noch nicht verwischt und in
allen alten Provinzen noch sehr erkennbar sind, zurückkommen
und aus diesen die Landes-Vertretung hervorgehen lassen wird.
Das sind aber Dinge, die man nicht im Sprunge erreichen
kann, wenigstens nicht ohne große Stöße, die man doch zu
vermeiden Anlaß hat. Die Zeitung hat mir nun förmlich
Fehde ankündigen und als Preis und Zeichen der Submission
die Entlassung des pp. Quehl fordern lassen, ohne zu bedenken,
daß selbst wenn ich einen fleißigen und aufopfernden Menschen
Preis geben wollte, was nicht meine Absicht ist, ich es unter
solchen Verhältnissen gar nicht könnte.
Ich bitte, daß Ew. Hochwohlgeboren mir bald einmal
recht offen Ihre Ansicht über Rudloff schreiben. Ich halte ihn
für einen fleißigen, ehrlichen, braven Mann, aber er hat eine
gewisse hastige Thätigkeit, welche nicht nur störend, sondern
auch schädlich werden und sein Urtheil trüben kann. So habe
ich nicht ohne Ueberraschung in einem Bericht, der wahrschein-
lich aus seiner Feder geflossen ist, ersehen, daß er gegen die
Cölner Zeitung, über welche ich seinen Zorn theile, angerathen
hat, das Gesetz von 1849 anzuwenden, welches doch längst
1851
11. 7.