— 524 —
16879 Ich würde bis zur Erledigung dieser Sache im Amte
1. 9. bleiben. Mein Nachfolger würde erst nach geschlossener Ueber-
einkunft das Amt übernehmen. Er ist übrigens durch mich
eingeweiht und vollkommen einverstanden.
Ich hege keine Zweifel in die persönlichen Absichten des
Kaisers Alexander. Ich bin überzeugt, er will heute keinen
Krieg. Aber als Minister eines Nachbarstaates kann ich nicht
vergessen, daß er auch den Krieg nicht gewollt hat, der eben
zu Ende ist, und daß Er vom Anfang bis zu Ende vergeblich
versucht hat, der Richtung Herr zu werden, die Seiner imme-
diaten Umgebung entsprungen war.
Daß diesen Gefahren irgend wie vorgebeugt werde, halte
ich für eine europäische Nothwendigkeit, und so schwer ich die
Ausführung meines schon offenkundigen Rücktrittes jetzt auf-
schiebe, so wäre es mir als Diener meines Kaisers und meines
Landes ein erhebendes Gefühl, mit Ihnen, verehrter Fürst,
eine solche Garantie für die Zukunft beider Reiche unterschreiben
zu können.
Oesterreich hat seiner Zeit den Fehler begangen, Anerbie-
tungen Deutschlands, welche die beiderseitigen Interessen ge-
sichert hätten, abzulehnen. Es thut mir wohl constatiren zu
können, daß man bei uns diesmal den gleichen Fehler nicht
begehen wird.
In aufrichtiger Freundschaft und wahrer Verehrung
Ihr ergebenster
Andräscy.
327.
Bismarck an Graf Andrsy.
Gastein 3 September 1879.
Verehrter Graf,
1879 mit großer Freude und Genugthuung habe ich Ihr Schreiben
3.9. vom 1 gestern Abend erhalten und beeile mich die Rückkehr des