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Seine Gewohnheiten und die Neuheit der Perspektive mit sich 17
bringen. Dazu kommt, und zwar als ein unserm Plane gün- 8.8.
stiges Moment, daß Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von
Seinem Herrn Vater zugezogen ist und also Ideen-Austausch
beider hohen Herren erforderlich ist.
.. Wie bei Ihnen, so auch bei mir, befestigt sich mit jedem
Tage längerer Ueberlegung meine Ueberzeugung von der Heil-
samkeit, von der Nothwendigkeit des von uns unternommenen
Werkes, und ich hoffe, daß es uns von Gott gegeben sein wird,
unsern beiden großen Reichskörpern die erstrebte Bürgschaft
des äußern und des innern Friedens zu sichern. Ich habe für
meine Pflicht gehalten, Sie von dem Stadium, bis zu welchem
ich in meiner Arbeit gelangt bin, in Kenntniß zu setzen und
werde damit fortfahren, sobald mir die versprochene eingehen-
dere Aeußerung meines Herrn zugeht. Wenn Allerhöchstderselbe
dazu gelangt, sie schon am 4 in Königsberg niederzuschreiben,
so kann ich am 7 spätestens 8 im Besitz derselben sein. Ich
war in großer Versuchung, nach Ihrer Abreise in Person nach
Berlin zu gehn, um unsere Sache mündlich zu plaidiren; aber
der Stand meiner Gesundheit und Kraft war zu niedrig für
diese Anstrengung und meine Erfahrung sagt mir außerdem,
daß ich wichtige und schwierige Verständigungen mit meinem
hohen Herrn im schriftlichen Verkehr zwar nicht schneller, aber
sicherer erreiche, als im mündlichen, und daß letzterem mitunter
Schwierigkeiten hinzutreten, welche nicht nothwendig in der
Sache liegen.
Mit meiner hiesigen Kur hoffe ich zum 15 oder 16 fertig zu
werden und dann dem nächsten Winter wieder gewachsen sein.
In der Hoffnung auf unser baldiges Wiedersehn verbleibe
ich in freundschaftlicher Verehrung von Herzen
ergebenster
v. Bismarck.