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1880 Kenntniß genommen und spreche ich Ihnen für die Einsendung
2.5. wärmsten Dank aus, der ich mit besonderer Werthschätzung bin
Ihr
aufrichtiger Freund
München, Ludwig.
den 2. Mai 1880.
333.
König Ludwig 1II. von Baiern an Bismarck.
Mein lieber Fürst von Bismarckl!
1880 Ich habe mit großem Interesse von der Vorlage, welche
17.5. dem preußischen Landtage bezüglich der Kirchengesetze zugehen
solls), Kenntniß genommen und danke Ihnen auf das Wärmste
für die Uebersendung derselben, welche Sie mit einer so licht-
vollen Darlegung der Verhältnisse begleiteten. Zu meinem
aufrichtigsten Schmerze haben Sie, mein lieber Fürst, hieran
die Mittheilung einer beabsichtigten Zurückziehung von den
Geschäften gereiht. Sie kennen das Maß der aufrichtigen Ver-
ehrung und des unbedingten Vertrauens, welches ich für Sie
unauslöschlich im Herzen trage, um zu erfassen, wie schwer ich
die Verwirklichung Ihres Vorhabens empfinden müßte. Wenn
auch die Gestaltung der Umstände im Reichstage nicht immer
die erfreulichste ist, so wird doch der Bundesrath Ihnen, mein
lieber Fürst, auf der föderativen Grundlage der Reichsver-
fassung in unveränderter Weise stets freudig zur Seite stehen.
Meine Regierung, welche in keinem Augenblicke von jener
Grundlage weicht, war immer von dem sie stützenden Bewußt-
sein durchdrungen, daß sie sich hierbei einig mit dem Manne
weiß, dessen erhabenem staatsmännischem Blicke und Wirken
Deutschland seine neu erstandene Größe auf einem Wege dankt,
*) Politische Reden XII, 37 f.