— 12 —
1851 dagegen muß ich anderer Seits bedauern, daß ich Ihren mir
23.8. ausgesprochenen Wünschen nicht überall nachkommen konnte.
Die Stadtverordneten in Brandenburg hatten in derselben
Sitzung den Bürgermeister Brandt und einen gewissen Spitta,
der wenn ich nicht irre Kämmerer, jedenfalls aber Democrat
ist, wieder gewählt.
Letzterer nahm die Wahl sofort an, ersterer besann sich
aber noch eine Ewigkeit, weil er noch um 200 Thlr. Gehalt
handelte; die Folge davon war, daß die Potsdamer Regierung,
welche über Wahlen nach der alten Stadtordnung zu entscheiden
hat, dem Spitta sagte, sie könne ihn nicht bestätigen, da die
Einführung der Gemeindeordnung vor der Thüre sei; nachdem
dieser Bescheid ergangen ist, besiegt endlich Brandt seine Be-
denken, nimmt gleichfalls an und wundert sich nun, daß die
Regierung ihm denselben Bescheid ertheilt, den Spitta erhalten
hat. Bei dem besten Willen sehe ich nicht ein, wie hier zu
helfen ist. Anderer Seits hat Brandt auch keine Veranlassung
zu verzagen; wird der Gemeinderath in Brandenburg seiner
Majorität nach conservativ, so ist seine Wiederwahl höchst wahr-
scheinlich, wird er democratisch, so bestätigen wir den gewählten
Bürgermeister nicht und octroyiren Brandt. —
Was die bevorstehenden Landtage betrifft, so ist eine
directe wenn schon vertrauliche Verhandlung des Ministerii
mit einzelnen Abgeordneten nicht wohl ausführbar; die Sache
würde nicht verschwiegen bleiben und sofort zu Spaltungen
führen, wenn nicht Abgeordnete aus allen Provinzen und aus
allen Ständen zu einer solchen Conferenz zugezogen würden,
während fast jeder Einzelne anders behandelt sein will als
selbst sein Sinnesgenosse. Dagegen hat Arnim-Criewen?') zum
3. Septbr. seiner Seits eine Zusammenkunft mehrerer Abge-
*) Karl Otto Friedrich v. Arnim-Criewen, Vorsitzender des kur-
märkischen Provinziallandtags.