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9.
Otto v. Manteuffel an Bismarck.
Ew. Hochwohlgeboren
Frau Gemahlin hat meiner Frau die Freude gemacht sic zu 1851
besuchen und sich erboten, einen Brief an Ew. Hochwohlgeboren 4.70.
mitzunehmen; ich eile daher, Ihnen zwei Worte zu schreiben,
um sie mit dieser besten und sichersten Gelegenheit an Sie ge-
langen zu lassen.
In der Anlage erlaube ich mir Ihnen zunächst einen ziem-
lich merkwürdigen Erlaß von Fürst Schwiarzenberg) den mir
Prokesch vorgelesen abschriftlich zu senden. Graf Schlieffen?)
hatte eine sackgrobe Depesche an Graf Arnim'') als Erwiderung
aufgesetzt, worin er sagt, wir nähmen den uns ertheilten guten
Rath sehr übel, weil wir ihn nicht verlangt hätten, überhaupt
unsern eignen Weg kännten und gingen und sehr wohl wüßten,
daß die Oesterreichischen Staats-Männer bei den wichtigen und
schwierigen Aufgaben, die ihnen durch die ungeordneten Zu-
stände in ihrem eignen Lande gestellt würden, am wenigsten
Zeit und Gelegenheit hätten, über unsere Verhältnisse nach-
zudenken und Rathschläge zu ertheilen. Ich habe indeß, ob-
wohl in mancher Beziehung einverstanden, doch diese Depesche
nicht abgehen lassen, vielmehr vorgezogen, privatim an Arnim
zu schreiben und ihm meinen Standpunkt zu bezeichnen. Die
Gründe, welche mich bestimmen, werden Ew. Hochwohlgeboren
sich selbst sagen, zumal mir überdies in diesem Augenblicke die
Zeit fehlt, sie zu Papier zu bringen; sie beruhen im Wesent-
lichen darin, daß ich es für wichtig halte, gerade im gegen-
*) Graf Albert v. Schlieffen, Decernent für die deutschen Angelegen-
heiten im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten.
**) Graf Heinrich v. Arntm-Heinrichsdorf-Werbelow, preußischer
Gesandter in Wien.
Aus Bismarcks Briefwechsel. 2