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1851 mal weil bei den weiteren Verhandlungen uns noch manche
6. 10. Schwierigkeiten gemacht werden können, die man besser ver-
meidet, sodann aber, damit Hannover nicht das Gefühl gegeben
werde, es stehe unter dem Schutze von Oesterreich besser als
unter dem unfrigen. Ew. Hochwohlgeboren wollen hiernach
auch in Ihren Aeußerungen gegenüber Herrn von Schele?)
recht freundlich sein, aber durchblicken lassen, daß ich mich
einiger Maaßen über die Einmischung von Herrn Klenze in
diese ihm ganz fremde Angelegenheit verwundert habe.
Von Kopenhagen habe ich gestern Abend sehr ungünstige
Nachrichten erhalten; das Ministerium befindet sich in gänz-
licher Auflösung, und es gewinnt den Anschein, als werde die
eiderdänisch-demokratische Partei siegen. Letzteres ist indeß noch
keineswegs constatirt. Budberg') sagt mir, er sei ganz ein-
verstanden, daß die bisherige Halbheit endlich ihr Ende finde,
und er halte es für ganz unmöglich, daß namentlich jetzt, wo die
Erbfolge-Angelegenheit ihrer Erledigung entgegengehe, ein demo-
kratisches Ministerium gegen ganz Europa sich halten werde.
Ich bedaure besonders, daß voraussichtlich die Regelung der
Schleswigschen Verhältnisse hierdurch hinausgeschoben und somit
die Occupation verlängert wird. Was die Diner-Frage'y be-
trifft, so ist die Trauer s) kein Grund damit Anstand zu nehmen,
wenigstens werde ich ein diplomatisches Diner geben.
Meinen letzten flüchtigen Brief werden Ew. Hochwohl-
geboren durch Ihre Frau Gemahlin, für welche meine Frau
wahrhaft schwärmt, erhalten haben.
Morgen Nachmittag gehe ich mit dem König auf einen
Tag zur Jagd nach der Schorf-Haide.
*) Hannov. Bundestagsgesandter.
*5) Russischer Gesandter in Berlin.
*) Zu Ehren des Geburtstags des Königs, 15. October.
) Um den am 28. September 1851 gestorbenen Prinzen Wilhelm,
Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III.