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Zweck für die kleinen Staaten, deren Existenz man doch einmal
nicht ableugnen kann, einen festen Punkt zu bieten, an den sie
sich retten können aus völligem Versinken in den Schlamm
ihrer Zustände. Ich bezweifle, daß man ohne große Euro-
päische Umwälzungen aus diesem Zustande herauskommen wird.
Die Aufgabe scheint mir zu sein, daß diese Form den gesunden
Entwickelungen nicht nachtheilig sein darf, ohne deshalb ganz
aus einander zu fallen oder den Nutzen zu verlieren, den sie
für gewisse Verhältnisse haben kann.
Mit den in Gemeinschaft von Oestreich einzubringenden
Anträgen werde ich übrigens, wie ich mir ohnehin schon vor-
genommen hatte, fortan sparsam sein.
Soeben erhalte ich Ihre Anfrage von vorgestern wegen
der Kammer-Eröffnung. Ich wünschte wohl, daß Sie dazu
anwesend wären, dennoch nehme ich Anstand Sie durch den
Telegraphen zu rufen; bitte aber, daß Sie nicht zu spät und
womöglich zur Präsidenten-Wahl, welche wohl am 1. oder 2. Dec.
Statt finden wird, hier sind. Es scheint mir, daß es kein Un-
glück ist, wenn man Sie in Frankfurt etwas vermißt.
Da der König zum Begräbniß") nach Hannover geht, so
wird er die Kammern nicht selbst eröffnen; ich werde es Statt
seiner thun, meine Eröffnungen werden sich aber nur auf Dinge
der innern Verwaltung beschränken, und mein Streben wird
darauf gerichtet sein, eine Adreßdebatte zu vermeiden.
Entschuldigen Sie diese weitläuftige Erklärung, ich hätte
noch viel hinzuzufügen, behalte mir das aber mündlicher Be-
sprechung vor. Den Grafen Stolberg würde ich Ihnen bestens
empfehlen, wenn ich es nicht für überflüssig hielte.
Mit dankbarer Anhänglichkeit
Ew. Hochwohlgeboren
B. 23/11. 51. ganz ergebener Diener
Manteuffel.
*) Des Königs Ernst August, gest. 18. November 1851.
1851
23. 11.