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und wenn auch nicht auf einmal, sondern nur nach und nach, 1851
Oesterreich faktisch aus Deutschland ausgeschlossen, so wird 27.12.
unter Einem auch dem Katholicismus in Deutschland das Genick
gebrochen; und dann wird es nicht schwer werden, die kleineren
Staaten mit dem protestantischen Preußen zu verschmelzen.
Ich habe Ihnen nun mit voller Offenheit und mit vollem
Vertrauen in Ihre Billigkeit meine Ansicht über die Zoll-
einigung und über die Politik, welche Preußen hierbei befolgt,
bekannt gemacht. Ich kann nicht sagen, daß dies die Ansicht
der ganzen Parthei sei, doch wird sie jedenfalls von den hervor-
ragendsten meiner politischen Glaubensgenossen getheilt. Ich
bin weit davon entfernt, einem Manne von Ihrer Erfahrung
zumuthen zu wollen, daß er unsere Ansicht ohne Weiteres auch
zu der seinigen mache; auf Ihre bestimmt gestellte Frage jedoch,
ob Sie im Interesse der Oesterreichischen konservativen Parthei
wohl daran thun würden, gegen den Oesterreichischen Zollverein
Opposition zu machen, muß ich Ihnen mit einem vollkommen
bestimmten „Nein!“ antworten. — Um jedoch noch sicherer zu
gehen, werde ich morgen Ihr Schreiben sammt einer Abschrift
meiner Antwort an den Grafen Wolkenstein senden und ihn
auffordern, nach Rücksprache mit den dermalen in Wien an-
wesenden Männern der Parthei selbst zu schreiben, wenn er
mit dem, was ich Ihnen geschrieben habe, nicht, oder auch nur
theilweise nicht einverstanden sein sollte.
Aus dem bereits Gesagten entnehmen Sie auch, daß ich
mit der Ansprache des Fürsten Hohenlohe, namentlich mit dem,
was er im zweiten Absatze auf der zweiten Seite sagt, ein-
verstanden sein muß.
Aus Bismarcks Briefwechsel. 4