84 Drittes Kapitel: Erfurt, Olmütz, Dresden.
Es ist nichts leichter als das, aber wehe dem Staatsmann,
der sich in dieser Zeit nicht nach einem Grunde zum Kriege
umsieht, der auch nach dem Kriege noch stichhaltig ist. ...
Die preußische Ehre besteht nach meiner Ueberzeugung nicht
darin, daß Preußen überall in Deutschland den Don Qutxote
spiele für gekränkte Kammer-Celebritäten, welche ihre locale
Verfassung für gefährdet halten. Ich suche die preußische Ehre
darin, daß Preußen vor Allem sich von jeder schmachvollen
Verbindung mit der Demokratie entfernt halte, daß Preußen
in der vorliegenden wie in allen andern Fragen nicht zugebe,
daß in Deutschland etwas geschehe ohne Preußens Einwilligung,
daß dasjenige, was Preußen und Oestreich nach gemeinschaft-
licher unabhängiger Erwägung für vernünftig und politisch
richtig halten, durch die beiden gleichberechtigten Schutzmächte
Deutschlands gemeinschaftlich ausgeführt werde.
Die Hauptfrage, die Krieg und Frieden birgt, die Gestal-
tung Deutschlands, die Regelung der Verhältnisse zwischen
Preußen und Oestreich und der Verhältnisse von Preußen und
Oestreich zu den kleinern Staaten, soll in wenigen Tagen der
Gegenstand der freien Conferenzen werden, kann also jetzt
nicht Gegenstand eines Krieges sein. Wer den Krieg durchaus
will, den vertröste ich darauf, daß er in den freien Conferenzen
jederzeit zu finden ist: in vier oder sechs Wochen, wenn
man ihn haben will. Ich bin weit davon entfernt, in einem
so wichtigen Augenblicke, wie dieser ist, die Handlungsweise
der Regirung durch Rathgeben hemmen zu wollen. Wenn ich
dem Ministerium gegenüber einen Wunsch aussprechen wollte,
so wäre es der, daß wir nicht eher entwaffnen, als bis
die freien Conferenzen ein positives Resultat gegeben haben;
dann bleibt es noch immer Zeit, einen Krieg zu
führen, wenn wir ihn wirklich mit Ehren nicht vermeiden
können oder nicht vermeiden wollen ?.
1) Dieser Rath Bismarcks wurde nicht befolgt; Schwarzenberg hatte