120 Fünftes Kapitel: Wochenblattspartei. Krimkrieg.
Plänen der Westmächte verständigen, als Preußen z. B. eine
Restauration von Polen, ein rücksichtsloses Verfahren gegen
Rußland u. s. w. (vertragen kann) ½, sowie es keinem Zweifel
unterliegt, daß Frankreich und England ihm auf der andern
Seite noch leichter als uns Verlegenheiten bereiten können,
sowohl in Ungarn als in Italien. Der Kaiser ist in den
Händen seiner Polizei — und was das heißt, habe ich in den
letzten Jahren gelernt — #6), hat sich vorlügen lassen, Rußland
habe Kossuth aufgehetzt u. s. w. Er hat damit vollständig sein
Gewissen beschwichtigt, und was die Polizei nicht vermag, das
leistet der Ultramontanismus, die Wuth gegen die orthodoxe
Kirche und gegen das protestantische Preußen. Daher ist auch
schon jetzt von einem Königreich Polen unter einem östreichischen
Erzherzog die Rede..Was folgt aus diesem Allen? Daß
man sehr auf seiner Hut sein und auf Alles, selbst auf einen
Krieg gegen die mit Oestreich verbündeten Westmächte gefaßt
sein muß, daß den deutschen Fürsten nicht zu trauen ist u. s. w.
Der Herr möge nur geben, daß wir nicht schwach befunden
werden, aber ich müßte eine Unwahrheit sagen, wenn ich den
Leitern unserer Geschicke fest vertraute. Halten wir daher eng
zusammen. Anno 1850 hatte Radowitz uns activ auf denselben
Punkt gebracht wie Buol jetzt passiv von drüben her.
1) Gerlach hat dabei wohl an Ohm und Hantge gedacht, auch an
die Berichte, welche der phantasiereiche und gut bezahlte Oestreicher
Tausenau aus London Üüber gefährliche Anschläge der deutschen Flücht-
linge erstattete. Der König muß über die Zuverlässigkeit dieser Mel-
dungen zweifelhaft geworden sein; er beauftragte direct aus seinem
Cabinet den Gesandten Bunsen, von der englischen Polizei Erkundigung
einzuziehn, die dahin ausfiel, daß die deutschen Flüchtlinge in London
zu viel mit dem Erwerb ihres Lebensunterhaltes zu thun hätten, um
an Attentate zu denken.
1) Fehlt im Original.