Zerwürfniß Manteuffel's mit den Conservativen über Quehl. 155
misliebigen Minister Raumer, Westphalen, Bodelschwingh,
rücksichtslos angegriffen wurden, wenn ich ferner beachte, daß
Manteuffel über sein Verhältniß zum Prinzen von Preußen
ein böses Gewissen gegen mich hat, daß er jetzt Niebuhr dichter
an sein Herz schließt als mich, während er sich sonst gegen mich
oft über Niebuhr beklagte, wenn ich endlich beachte, daß Quehl
geradezu den Prinzen von Preußen und seinen Herrn Sohn
als mit sich und mit Manteuffel übereinstimmend ansieht, was
ich aus der zuverlässigsten Quelle weiß, und sich demgemäß
äußert, wenn dieß Alles auf Radowitz sieht (eic), so fühle ich
den Boden mir unter den Füßen schwanken, obschon der König
schwerlich für diese Wirthschaft zu gewinnen ist und mir per-
sönlich dieß Alles Gott sei Dank ziemlich gleichgültig ist. Sie
aber, mein verehrter Freund, der Sie noch jung sind, müssen
sich rüsten und stärken, dies Lügengewebe zur passenden Zeit
zur Rettung des Landes zu zerreißen
Sans-Souci, 17. Juli 1853 .
... O. wird jetzt schon der Hof gemacht und er hat Ex-
cellenzen in seinem Vorzimmer und auf seinem Sopha. Auf
der andern Seite halte ich es nicht für unmöglich, daß Man-
teuffel eines Tags Quehl darangiebt, denn Dankbarkeit ist
keine karakteristische Eigenschaft dieses zweifelnden und daher
oft desesperirenden Staatsmannes. Was soll aber werden,
wenn Manteuffel geht? Es wäre ein Ministerium zu finden,
aber schwerlich eines, was auch nur 4 Wochen mit S. M.
sich hielte. Aus diesen Gründen und bei meiner aufrichtigen
Achtung und Liebe, die ich für Manteuffel habe, möchte ich es
nicht auf mein Gewissen nehmen, seinen Sturz veranlaßt zu
haben. Denken Sie mahl über diese Dinge nach und schreiben
Sie mir.“ ...
1) Briefe Gerlach's 2c. S. 58 f.