240 Neuntes Kapitel: Reisen. Regentschaft.
leichterung der Arbeit verschaffen, und bitte ich Sie inständigst,
mir dieserhalb Vorschläge zu machen. So sollten Sie sich von
den Staats Ministerial Sitzungen losmachen ½, wenn gewöhn-
liche Dinge verhandelt werden. Delbrück steht Ihnen so getreu
zur Seite, daß er Ihnen Manches abnehmen könnte 2). Rédu-
ciren Sie Ihre Vorträge bei mir auf das Wichtigste u. s. w..
Vor Allem aber zweifeln Sie nie an meinem unveränderten
Vertrauen und an meiner unauslöschlichen Dankbarkeit!!
Ihr
Wilhelm.“
Usedom wurde zur Disposition gestellt. Se. Majestät über-
wand in diesem Falle die Tradition der Verwaltung des König-
lichen Hausvermögens so weit, daß er ihm die finanzielle Dif-
ferenz zwischen dem amtlichen Einkommen und dem Wartegelde
aus der Privatchatoulle regelmäßig zahlen ließ.
4.
Ich kehre zu dem Gespräche mit dem Regenten zurück.
Nachdem ich mich über den bundestäglichen Posten geäußert,
ging ich auf die Gesammtsituation über und sagte: „Ew. K. H.
haben im ganzen Ministerium keine einzige staatsmännische
Capacität, nur Mittelmäßigkeiten, beschränkte Köpfe.“
Der Regent: „Halten Sie Bonin für einen beschränkten
Kopf?“
Ich: „Das nicht; aber er kann nicht ein Schubfach in Ord-
nung halten, viel weniger ein Ministerium. Und Schleinitz ist
ein Höfling, kein Staatsmann.“
Der Regent empfindlich: „Halten Sie mich etwa für eine
Schlafmütze? Mein auswärtiger Minister und mein Kriegs-
minister werde ich selbst sein; das verstehe ich.“
1) Randbemerkung Bismarck's: thue ich.
:) Randbemerkung Bismarck's: thut er.
:) Randbemerkung Bismarck's: noch mehr?