Levinstein als Vertraunsmann Buol's u. Manteuffel's. Corruption. 245
durch die Vertraunsstellung, welche er seit Jahren im Aus-
wärtigen Ministerium eingenommen, und durch die Aufträge,
welche er von dort für mich zur Zeit Manteuffel's erhielt. Er
pflegte seine Beziehungen in den untern Stellen durch über-
mäßige Trinkgelder.
Als ich Minister geworden war und das Verhältniß des
Auswärtigen Amts zu Levinstein abgebrochen hatte, wurden
wiederholt Versuche gemacht, dasselbe wieder in Gang zu bringen,
namentlich von dem Consul Bamberg in Paris, der mehrmals
zu mir kam und mir Vorwürfe darüber machte, daß ich einen
„so ausgezeichneten Mann“, der eine solche Stellung an den
europäischen Höfen habe, wie Levinstein, so schlecht behandeln
könnte.
Ich fand auch sonst Anlaß, Gewohnheiten, die in dem Aus-
wärtigen Ministerium eingerissen waren, abzustellen. Der lang-
jährige Portier des Dienstgebäudes, ein alter Trunkenbold,
konnte als Beamter nicht ohne Weitres entlassen werden. Ich
brachte ihn dahin, den Abschied zu nehmen, durch die Drohung,
ihn dafür zur Untersuchung zu ziehn, daß er mich „für Geld
zeige“, indem er gegen Trinkgeld Jedermann zu mir lasse.
Seinen Protest brachte ich mit der Bemerkung zum Schweigen:
„Haben Sie mir, als ich Gesandter war, nicht jederzeit Herrn
von Manteuffel für einen Thaler, und, wenn das Verbot be-
sonders streng war, für zwei Thaler gezeigt?“ Von meiner
eignen Dienerschaft wurde mir gelegentlich gemeldet, welche un-
verhältnißmäßigen Trinkgelder Levinstein an sie verschwendete.
Thätige Agenten und Geldempfänger auf diesem Gebiete waren
einige von Manteuffel und Schleinitz übernommne Canzlei-
diener, unter ihnen ein für seine subalterne Amtsstellung her-
vorragender Maurer. Graf Bernstorff hatte während seiner
kurzen Amtszeit der Corruption im Auswärtigen Amte kein
Ende machen können, war auch wohl geschäftlich und gräflich
zu stark präoccupirt, um diesen Dingen nahe zu treten. Ich