Bismarck unter der Behandlung des Dr. Walz. 269
pfeffert worden; es sei ein Versehn des Apothekers. Ich ließ
von dem Letztern das Recept erbitten und erhielt die Antwort,
Walz habe es wieder an sich genommen; Letztrer besaß es
nach seiner Aussage nicht mehr. Ich konnte also nicht ermit-
teln, wer der Giftmischer gewesen war, und erfuhr nur von
dem Apotheker, der Hauptbestandtheil der Salbe sei der Stoff
gewesen, der zur Herstellung von sogenannten immerwährenden
spanischen Fliegen verwendet werde, und nach seiner Erinnrung
sei derselbe allerdings in einer ungewöhnlich starken Dosis ver-
schrieben gewesen. Es ist mir später die Frage gestellt worden,
ob meine Vergiftung eine absichtliche gewesen sein könne; ich
schreibe sie lediglich der Unwissenheit und Dreistigkeit des ärzt-
lichen Schwindlers zu.
Er war auf Grund einer Empfehlung der verwitweten
Großherzogin Sophie von Baden Dirigent sämmtlicher Kinder-
hospitäler in Petersburg geworden. Meine spätern Ermitt-
lungen ergaben, daß er der Sohn des Universitätsconditors
in Heidelberg war, als Student nicht gearbeitet und keine
Prüfung bestanden hatte. Seine Salbe hatte eine Vene zer-
stört, und ich habe viele Jahre lang schwer daran gelitten.
Um bei deutschen Aerzten Hülfe zu suchen, reiste ich im Juli
auf dem Seewege über Stettin nach Berlin; heftige Schmerzen
veranlaßten mich, den berühmten Chirurgen Pirogow, der mit
an Bord war, zu fragen; er wollte mir das Bein amputiren,
und auf meine Frage, ob über oder unter dem Knie, bezeich-
nete er eine Stelle hoch darüber. Ich lehnte ab und wurde,
nachdem in Berlin verschiedne Behandlungen erfolglos versucht
waren, durch die Bäder von Nauheim unter Leitung des Pro-
fessors Beneke aus Marburg so weit wiederhergestellt, daß ich
gehn, auch reiten und im October den Prinzregenten nach
Warschau zur Zusammenkunft mit dem Zaren begleiten konnte?).
1) Lies: Ministerialraths Walz in Karlsruhe.
*) Vgl. über den Verlauf der Krankheit die Briefe der Frau v. Bis-