Die Reichenbacher Convention ein Act unfruchtbaren Selbstgefühls. 311
stenzberechtigung nur mit einer schlagfertigen Truppe hinter sich;
ohne eine solche und ohne den Entschluß, sie activ zu verwen-
den, sei es für, sei es gegen eine der streitenden Parteien, konnte
die preußische Politik von dem Einwerfen ihres europäischen
Gewichtes bei Gelegenheiten wie der von Reichenbach keinen
materiellen Vortheil, weder in Polen, noch in Deutschland, son-
dern nur die Verstimmung und das Mißtraun seiner beiden
Nachbarn erzielen. Noch heut erkennt man in geschichtlichen
Urtheilen chauvinistischer Landsleute die Genugthuung, mit
welcher die schiedsrichterliche Rolle, die von Berlin aus auf
den Streit im Orient ausgeübt werden konnte, das preußische
Selbstgefühl erfüllte; die Reichenbacher Convention gilt ihnen
als ein Höhepunkt auf dem Niveau Friedericianischer Politik,
von welchem an der Abstieg und das Sinken durch die Pill-
nitzer Verhandlungen ½, den Basler Frieden #5, bis nach Tilsit )
erfolgte.
Wenn ich Minister Friedrich Wilhelm's II. gewesen wäre,
so würde ich eher dazu gerathen haben, den Ehrgeiz Oest-
reichs und Rußlands in der Richtung auf den Orient zu unter-
stützen, aber als Kaufpreis dafür materielle Concessionen zu
verlangen, sei es auch nur aufs dem Gebiet der polnischen
Frage, an welcher man damals Geschmack fand, und mit Recht,
so lange man Danzig und Thorn nicht besaß und an die deutsche
Frage noch nicht dachte. An der Spitze von 100000 oder
mehr schlagsertigen Soldaten mit der Drohung, sie nöthigen-
falls in Thätigkeit zu setzen und den Krieg gegen Frankreich
Oestreich allein zu überlassen, würde die preußische Politik in
der damaligen Situation immer Besseres haben erreichen können
als den diplomatischen Triumph von Reichenbach.
Man findet, daß die Geschichte des Hauses Oestreich seit
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1) 25. bis 27. August 1792.
„) 5. April 1795.
:) Friede vom 9. Juli 1807.