370 Sechzehntes Kapitel: Danziger Episode.
Sitzungen des Staatsministeriums dispensirt zu werden, zur
Erörterung. Wie das Verhältniß zwischen den beiden hohen
Herrn damals noch war, beweist der nachstehende Brief des
Ministers von Bodelschwingh vom 11. September 1863:
„Ungewiß, zu welcher Stunde Sie von Ihrer aus so trüber
Veranlassung##e) unternommenen Reise zurückkehren und ob bald
nachher ich Sie sprechen kann, theile ich schriftlich mit, daß, nach
durch den Flügeladjutanten mir gewordener Weisung Sr. M.,
ich dem Adjutanten Sr. K. H. des Kronprinzen in Ihrem
Auftrage Ihre schleunige Abreise und deren Grund mit dem
Ersuchen mitgetheilt, Sr. K. H. für den Fall davon Kenntniß
zu geben, daß Ihre Bitte um Audienz bereits Sr. K. H. vor-
getragen oder schon über die Audienz Bestimmung getroffen sei.
S. M. haben, wie Prinz Hohenlohe mir sagte, nicht angemessen
erachtet, Seinerseits mit dem Kronprinzen über Ihre Abreise
und die fragliche Audienz zu reden.“
Der König hatte sich dafür entschieden, daß der Kronprinz,
wie seit 1861 geschehn, auch ferner den Sitzungen des Staats-
ministeriums beiwohnen solle, und mich beauftragt, ihn darüber
zu verständigen. Ich nehme an, daß es zu der zu diesem Zweck
erbetnen Audienz nicht gekommen ist; denn ich erinnre mich,
daß ich das mißverständliche Erscheinen des Kronprinzen zu
einer Ministersitzung, die an dem betreffenden Tage nicht statt-
fand, dazu benutzte, die Erörterung einzuleiten. Ich fragte ihn,
weshalb er sich so fern von der Regirung halte; in einigen
Jahren werde sie doch die seinige sein; wenn er etwa andre
Prinzipien habe, so sollte er lieber den Uebergang zu vermitteln
suchen als opponiren. Er lehnte das scharf ab, wie es schien
in der Vermuthung, daß ich meinen Uebergang in seine Dienste
anbahnen wolle. Ich habe den feindlichen Ausdruck olympischer
X) Tod meiner Schwiegermutter. Ich war vom 6. bis zum 11.
von Berlin abwesend.