430 Achtzehntes Kapitel: König Ludwig II. von Baiern.
sinnung, auf welche ich stets mein vollstes Vertrauen setze. Zu
dem Aufenthalte in Varzin wünsche ich Ihnen Ruhe und schöne
Tage, damit Sie im Genusse ungestörter Gesundheit an die von
Ihnen ersehnte Beschäftigung mit Ihren großen Aufgaben gehen
können.
Indem ich Ihnen und den Ihrigen meine besten Grüße
sende, verbleibe ich, mein lieber Fürst, mit ganz besonderer
Werthschätzung stets
Berg, den 27. August 1881.
Ihr
aufrichtiger Freund
Ludwig.
Mein lieber Fürst!
Mit lebhafter Freude erfüllte mich der mir so theure Brief,
welchen Sie von Kissingen aus an mich zu richten die Auf-
merksamkeit hatten. Indem ich Ihnen, mein lieber Fürst, für
die darin zu meinem Doppelfeste ausgesprochenen Glückwünsche
meinen wärmsten Dank zum Ausdruck bringe, will ich es nicht
unterlassen, Ihnen, mein lieber Fürst, zu sagen, mit welch
großem Interesse ich die Ihrem Schreiben beigefügten Dar-
legungen über die politische Lage verfolgt habe. — Zu meiner
großen Genugthuung durfte ich demselben entnehmen, daß zur
Zeit keine ernsten Anzeichen vorhanden sind, welche eine nahe
Gefahr für den europäischen Frieden befürchten lassen. Wenn
gleichwohl die Zustände in Rußland und die ungewöhnlichen
Truppenaufstellungen an der russischen Westgränze einige Be-
sorgniß zu erwecken geeignet sind, so gebe ich mich doch der
Hoffnung hin, daß es dem so glücklichen Einverständnisse zwischen
Deutschland und Oesterreich, das eine machtvolle Bürgschaft des
Friedens für den Welttheil bietet, und Ihrer weisen und voraus-
schauenden Politik gelingen wird, einer kriegerischen Verwicklung
vorzubeugen, und daß schließlich doch die erst kürzlich bei dem