Bismarck in Potsdam: v. Bodelschwingh und Prittwitz. 25
Prinzen Friedrich Karl einige Zimmer in dem Stadtschlosse
bewohnte, und besuchte im „Deutschen Hause“ den General
von Möllendorf, noch steif von den Mißhandlungen, die er
erlitten, als er mit den Aufständischen unterhandelte, und
General von Prittwitz, der in Berlin commandirt hatte. Ich
schilderte ihnen die Stimmung des Landvolks, sie gaben mir
dagegen Einzelheiten über die Vorgänge bis zum 19. Morgens.
Was sie zu berichten hatten und was an spätern Nachrichten
aus Berlin hergelangt war, konnte mich nur in dem Glauben
bestärken, daß der König nicht frei sei.
Prittwitz, der älter als ich war und ruhiger urtheilte, sagte:
„Schicken Sie uns keine Bauern, wir brauchen sie nicht, haben
Soldaten genug; schicken Sie uns lieber Kartoffeln und Korn,
vielleicht auch Geld, denn ich weiß nicht, ob für die Verpflegung
und Löhnung der Truppen ausreichend gesorgt werden wird.
Wenn Zuzug käme, würde ich aus Berlin den Befehl erhalten
und ausführen müssen, denselben zurückzuschlagen.“ — „So
holen Sie den König heraus!“ sagte ich. Er erwiderte: „Das
würde keine große Schwierigkeit haben; ich bin stark genug,
Berlin zu nehmen, aber dann haben wir wieder Gesecht; was
können wir thun, nachdem der König uns befohlen hat, die
Rolle des Besiegten anzunehmen? Ohne Befehl kann ich nicht
angreifen.“
Bei diesem Zustand der Dinge kam ich auf den Gedanken,
einen Befehl zum Handeln, der von dem unfreien Könige nicht
zu erwarten war, von einer andern Seite zu beschaffen, und
suchte zu dem Prinzen von Preußen zu gelangen. An die
Prinzessin verwiesen, deren Einwilligung dazu nöthig sei, ließ
ich mich bei ihr melden, um den Aufenthalt ihres Gemals zu
erfahren (der, wie ich später erfuhr, auf der Pfaueninsel war).
Sie empfing mich in einem Dienerzimmer im Entresol, auf
einem sichtnen Stuhle sitzend, verweigerte die erbetne Auskunft
und erklärte in lebhafter Erregung, daß es ihre Pflicht sei,