Ein Zeitungsartikel: Gegensatz zwischen Stadt und Land. 141
Andern haben mag, alle Ansprüche auf hypothekarische Zinsen
und Capitalien denen, die sie haben, mit demselben Rechtstitel
genommen werden können, mit welchem man den Rittergütern
ihre Renten ohne volle Entschädigung nehmen möchte; lman
bedenkt nicht, daß diese Renten und Hypothekenanleihen den
Sparpfennig mancher Wittwe verbürgen, daß endlich mit dem-
selben Recht, mit welchem diese Renten abgeschafft werden
könnten, auch alles, was die bäuerlichen Besitzer seit der Re-
gulirung zum Behuf von Ablösungen an Capital gezahlt oder
an Land abgetreten haben, zurückgegeben werden müßte, so
daß eine Beraubung aus der andern und schließlich Unsicher-
heit jedes verbrieften Besitzes folgen würde. Aber wie gesagt,
man wendet diese Mittel an, um die ländliche Bevölkerung
derjenigen kräftigen Vertretung ihrer Interessen zu berauben,
welche sie durch fähige und geschäftskundige Mitglieder der ehe-
maligen Ritterschaft haben könnte] !). Man täuscht den Land-
mann darüber, daß er mit dem Rittergutsbesitzer das gleiche
Interesse des Landwirthes und den gleichen Gegner in dem
ausschließlichen Industriesysteme hat, welches seine Hand nach
der Herrschaft in dem preußischen Staate ausstreckt; gelingt
diese Täuschung, so wollen wir hoffen, daß sie nicht lange
dauert, daß man ihr durch eine schnelle, gesetzliche Abschaffung
der bisherigen politischen Rechte der Rittergüter ein Ende
mache und daß der ländlichen Bevölkerung nicht erst dann,
wenn es an's Bezahlen geht, dann aber zu spät, die Augen
darüber aufgehn, wie fein sie von den klugen Städtern über-
listet ist."
Während der Zweite Vereinigte Landtag zusammentrat,
nahm Georg von Vincke im Namen seiner Parteigenossen und
angeblich in höherem Auftrage meine Mitwirkung für den Plan
1) Diese in der Redaction von 1898 fehlenden Sätze sind dem Manu-
skript des Artikels entnommen. ·