172 Fünfundzwanzigstes Kapitel: Bruch mit den Conservativen.
der königlichen Familie, der mich herzlich und mit Thränen in
seine Arme schloß, indem er mich als Fürsten begrüßte und
seine Freude, mir diese Auszeichnung gewähren zu können, laut
äußerte. Dem gegenüber und unter den lebhaften Glückwünschen
der königlichen Familie blieb mir keine Möglichkeit, meine Be-
denken anzubringen. Das Gefühl, daß man als Graf wohl-
habend sein kann, ohne unangenehm aufzufallen, als Fürst
aber, wenn man letztres vermeiden will, reich sein muß, hat
mich seitdem nie wieder verlassen. Ich würde die Mißgunst
meiner frühern Freunde und Standesgenossen noch bequemer
ertragen haben, wenn sie in meiner Gesinnung begründet
gewesen wäre. Sie fand ihren Ausdruck und ihre Vorwände
in der verurtheilenden Kritik, welcher meine Politik von Seiten
der preußischen Conservativen unter der Führung des mir ver-
wandten Herrn von Kleist-Retzow bei Gelegenheit des Schul-
aussichtsgesetzes 1872 und bei einigen andern Anlässen unter-
zogen wurde.
Die Opposition der Conservativen gegen das noch von
Mühler vorgelegte Schulaussichtsgesetz begann schon im Ab-
geordnetenhause und ging darauf aus, die Localinspection über
die Volksschule gesetzlich dem Ortsgeistlichen zu vindiciren, auch
in Polen 1½, während die Vorlage den Behörden freie Hand
in der Wahl des Schulinspectors ließ. In der erregten Debatte,
an die manche alte Mitglieder des Landtags sich 1892 erinnert
haben werden, sagte ich am 13. Februar 1872:
„Der Vorredner (Lasker) hat gesagt, es sei ihm und den
Seinigen undenkbar gewesen, daß in einer prinzipiellen und
von uns für die Sicherheit des Staats für wichtig erklärten
Frage, in einer Frage von der Bedeutung die bisherige con-
servative Partei der Regirung offen den Krieg erklärte. Ich
will mir diesen letztern Ausdruck nicht aneignen, aber ich darf
1) Hier zusammenfassend gebraucht für die polnischen Gebietstheile
des preußischen Staates.