Differenz mit Goltz über Behandlung der Herzogthümerfrage. 7
Sie die Freundschaft darüber kündigen, sehr bald überzeugen
würden. So kann ich nur sagen: la critique est aisée #); die
Regirung, namentlich eine solche, die ohnehin in manches Wespen-
nest hat greifen müssen, unter dem Beifall der Massen zu tadeln,
hat nichts Schwieriges; beweist der Erfolg, daß die Regirung
richtig verfuhr, so ist von Tadeln nicht weiter die Rede; macht
die Regirung Fiasco in Dingen, die menschliche Einsicht und
Willen überhaupt nicht beherrschen, so hat man den Ruhm,
rechtzeitig vorhergesagt zu haben, daß die Regirung auf dem
Holzwege sei. Ich habe eine hohe Meinung von Ihrer poli-
tischen Einsicht; aber ich halte mich selbst auch nicht für dumm;
ich bin darauf gefaßt, daß Sie sagen, dies sei eine Selbst-
täuschung. Vielleicht steigen mein Patriotismus und meine
Urtheilskraft in Ihrer Ansicht, wenn ich Ihnen sage, daß ich
mich seit 14 Tagen auf der Basis der Vorschläge befinde, die
Sie in Ihrem Bericht Nro. — machen. Mit einiger Mühe
habe ich Oestreich bestimmt, die holsteinischen Stände zu be-
rufen, falls wir es in Frankfurt durchsetzten; wir müssen erst
darin sein im Lande. Die Prüfung der Erbfolgefrage am Bunde
erfolgt mit unserm Einverständniß, wenn wir auch mit Rücksicht
auf England nicht dafür stimmen; ich hatte Sydow ohne In-
struction gelassen, er ist zur Ausführung subtiler Instructionen
nicht gemacht.
Vielleicht werden noch andre Phasen folgen, die Ihrem Pro-
gramm nicht sehr fern liegen; wie aber soll ich mich entschließen,
mich über meine letzten Gedanken frei gegen Sie auszulassen,
nachdem Sie mir politisch den Krieg erklärt haben und sich
ziemlich unumwunden zu dem Vorsatz bekennen, das jetzige
Ministerium und seine Politik zu bekämpfen, also zu beseitigen?
Ich urtheile dabei blos nach dem Inhalt Ihres Schreibens an
mich und lasse alles bei Seite, was mir durch Colportage und
) Die Kritik ist leicht.