Gortschakow's Trugkomödie. Der Alpdruck der Coalitionen. 269
anderm dadurch, daß er, wie im 28. Kapitel erzählt ist, durch
Vermittlung des Generals von Werder die Ablehnung des Ver—
sprechens der Neutralität für den Fall eines russisch-östreichischen
Krieges von mir erpreßte ). Daß das russische Cabinet sich
alsdann direct und im Geheimen an das Wiener wandte, be-
zeichnet wiederum eine Phase der Gortschakow'schen Politik, die
meinem Streben nach einem monarchisch-conservativen Drei-
bunde nicht günstig war.
2.
Graf Schuwalow hatte vollkommen Recht, wenn er mir
sagte, daß mir der Gedanke an Coalitionen böse Träume ver-
ursache2). Wir hatten gegen zwei der europäischen Großmächte
siegreiche Kriege geführt; es kam darauf an, wenigstens einen
der beiden mächtigen Gegner, die wir im Felde bekämpft hatten,
der Versuchung zu entziehn, die in der Aussicht lag, im Bunde
mit der andern Revanche nehmen zu können. Daß Frankreich
das nicht sein konnte, lag für jeden Kenner der Geschichte und
der gallischen Nationalität auf der Hand, und wenn ein ge-
heimer Vertrag von Reichstadts) ohne unfre Zustimmung und
unser Wissen möglich war, so war auch die alte Kaunitz'sche
Coalition von Frankreich, Oestreich, Rußland") nicht unmög-
lich, sobald die ihr entsprechenden, in Oestreich latent vorhandnen
Elemente dort an das Ruder kamen. Sie konnten Anknüpfungs-
punkte finden, von denen aus sich die alte Rivalität, das alte
Streben nach deutscher Hegemonie als Factor der östreichischen
Politik wieder beleben ließ in Anlehnung, sei es an Frankreich,
die zur Zeit des Grafen Beust und der Salzburger Begegnung
mit Louis Napoleon, August 1867 5), in der Luft schwebte, sei
1) S. o. S. 264.
2) S. o. S. 260.
2) S. o. S. 246.
1) Abgeschlossen im Jahre 1756.
"„) 18.—23. August 1867.